Bulletin Nr. 29; November 2000

Strassenspiegel St. Gallen

Sicherheit, Ordnung und Skinheads
Die rechte Szene macht sich in St.Gallen breit. Mittlerweile sind einzelne Skins am helllichten Tag auf dem Marktplatz anzutreffen. Sie versammeln sich - nicht allzu offensichtlich, aber für das aufmerksame Auge sehr wohl erkennbar - in kleinen Gruppen wie und wo es ihnen gerade gefällt. Besammlungen und Treffen finden auch in einschlägigen Kneipen in der Innenstadt statt. Die Polizei weiss von den Aktivitäten und der Grösse der rechten Skinszene, unternimmt aber nichts. Gleichzeitig werden neue Gesetze durch die Hintertür eingeschleust, um damit die «Sicherheit und Ordnung» in der Stadt zu gewährleisten. Betroffen davon sind Drogen- oder Alkoholabhängige, Obdachlose, Landstreicher und andere Leute, die in der Stadt herumhängen und aufgrund ihrer Lebensart als «minderbemittelt» und «asozial» bezeichnet werden.
Diese repressive Vorgehensweise wird mit dem Bedürfnis nach Sicherheit legitimiert, was bei der Bevölkerung offensichtlich gut ankommt. Dabei wird mit Vorurteilen gegen Anderslebende, Andersdenkende, Andershandelnde, Andersaussehende und Andersfarbige vorgegangen. Überall, wo man hinschaut werden Kameras aufgebaut, um diese sogenannt «gefährlichen Asozialen und mutmasslich Kriminellen» zu überwachen. Immer wieder werden Personenkontrollen und «Einsackereien» gegen auffällige Personen mit ungenormtem Erscheinungsbild durchgeführt. Bestes Beispiel ist die «Alkiszene» im Kantipark. Mit täglichen Kontrollen und Schüttelaktionen will die Polizei die Betroffenen nach dem Motto: «Wer hat wohl den längeren Nerv?» vom Ort vertreiben. Von dieser Willkür sind auch Schwarze betroffen. Wen wundert's, dass die Gewaltbereitschaft bei Exponenten der rechten Szene zunimmt, während die staatliche Fremdenfeindlichkeit und die soziale Ungleichheit politisch verharmlost werden?
augenauf St.Gallen

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