Bulletin Nr. 40; Dezember 2003

Basel - eine gefährliche Feriendestination

Die letzte Provinz der Apartheid

Ein schwedischer Tourist freut sich auf erholsame Wochen in der Schweiz. Statt dessen wird er innerhalb von vierzehn Tagen zweimal verhaftet, mit Handschellen abgeführt, in eine Zelle gesperrt, nackt ausgezogen, durchsucht und erkennungsdienstlich behandelt.
Seinen Ferienaufenthalt in Basel im Oktober 2003 hat sich Björn anders vorgestellt. Zwei Mal nimmt ihn die Basler Polizei fest. In Haft darf er weder seine Basler Freundin kontaktieren, noch werden ihm Gründe für seine Verhaftung mitgeteilt. Erst als die Beamten bei der zweiten Verhaftung sehen, dass seine Fingerabdrücke aufgrund der ersten Kontrollaktion bereits gespeichert sind, lassen sie ihn nach einigen Stunden wieder frei. Er wird in beiden Fällen ohne Erklärung, ohne Protokoll - und selbstverständlich ohne Entschuldigung - entlassen. Dabei hat er keine Garantie dafür, dass ihm dasselbe nicht noch ein drittes oder viertes oder fünftes Mal passieren wird. Solange er sich in Basel aufhält, ist er ungeschützt. Björn meldet augenauf Basel seine Erlebnisse. Er ist entsetzt, sich in einem Land, in dem es offensichtlich keine rechtsstaatlichen Sicherheiten gibt, aufzuhalten. Die Geschichte wird plausibel, wenn man weiss, dass der Schwede ein Tourist mit schwarzer Hautfarbe ist. Sein Beispiel zeigt, wie die Basler Polizei das rechtsstaatliche Prinzip der Unschuldsvermutung und der Verhältnismässigkeit der Mittel gegenüber schwarzen Menschen offen und unverblümt ausser Kraft setzt und korrekte Verfahren grob missachtet. Wer schwarzer Hautfarbe ist, ist in Basel grundsätzlich nicht davor geschützt, wahlweise verschiedener Delikte verdächtigt, vorverurteilt und entsprechend wie ein Krimineller behandelt zu werden. Dass diese Verdächtigungen nur Schwarze treffen - weisshäutige Touristen können erfahrungsgemäss unbehelligt von der Polizei durch die Strassen Basels spazieren - zeigt, dass das Verhalten der Beamten rassistisch ist. Björn ist mittlerweile wieder in Schweden. Er hat augenauf Basel beauftragt, in seinem Namen von der Basler Polizei eine Stellungnahme zu verlangen. Die entsprechende Anfrage ist abgeschickt und wurde weitergeleitet - an den Delegierten für Migration und Integration. Dabei wollte Björn doch weder nach Basel einwandern noch sich integrieren - wohl eher das Gegenteil. Nur schnell weg von hier, mag er sich gesagt haben, weg aus dieser letzten Provinz der Apartheid. augenauf Basel

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Zurück zum Archiv

URL dieser Seite