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augenauf-Aktion an der Uhren- und Schmuckmesse 2001

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22.März 2001

Mit dem Ratgeber für Besucherinnen und Besucher der Uhren- und Schmuckmesse verfolgt augenauf zwei Ziele:

Die Ratschläge in unserem kleinen Prospekt sind durchaus ernst zu nehmen. Diverse Vorfälle der letzen Zeit belegen, dass auch gut betuchte oder prominente Personen in der Schweiz schlechte Erfahrungen mit der Polizei machen. Erinnert sei nur an die Misshandlung von Marla Glen in Luzern oder an den polizeilichen Überfall auf einen Ericsson-Direktor in Genf (siehe unten).
Aus Erfahrungen weiss augenauf, dass Personen, die nicht weisser Hautfarbe sind, in der Schweiz ein viel grösseres Risiko eingehen, sehr unangenehme Erfahrungen mit der Polizei zu machen - auch BesucherInnen der Uhren- und Schmuckmesse können davon betroffen sein.

Zum andern geht es aber auch um folgendes:

Sowohl Basel als Messe- und Chemiestadt wie auch die Schweiz als Sitz von Grossbanken und multinationalen Unternehmungen pflegen Geschäftsbeziehungen auf der ganzen Welt. Auf dieser Ebene existiert ein reger Austausch von Waren und Arbeitskräften, Menschen aus aller Welt kommen hierher um Geschäfte abzuschliessen oder an Messen und Konferenzen teilzunehmen. Auch hoch spezialisierte Arbeitskräfte sind willkommen. In diesem Segment stehen die Grenzen der Schweiz weit offen.
Anders ist die Situation für Menschen, die aus wirtschaftlicher Not und/oder politischer Verfolgung in die Schweiz kommen, sie sind AusländerInnen zweiter Kategorie. Sie werden in Zentren zusammengepfercht, es wird ihnen verboten zu arbeiten, sie werden -ohne irgendeine Straftat begangen zu haben -ins Ausschaffungsgefängnis gesteckt, um sie zur Ausreise zu zwingen. Wie das Beispiel Khaled Abuzarifehs zeigt, können diese erzwungenen Ausreisen tödlich enden. Geknebelt und auf einen Rollstuhl gefesselt erstickte er am 3. März 1999 auf dem Flughafen Kloten wegen des Klebbands, das ihm über den Mund gepflastert worden war. Die von augenauf gegen die beteiligten Polizeibeamten und den Arzt eingereichte Strafklage ist noch hängig.

Wie die Proteste Anfang Jahr gegen das WEF in Davos gezeigt haben, finden es auch hier immer mehr Menschen stossend, dass eine kleine privilegierte Minderheit sich trifft, um darüber zu debattieren, wie sie auf der ganzen Welt ihre Interessen durchsetzen kann. Die Armen, die nicht privilegierte Mehrheit hat nichts zu sagen. Die Asylpolitik der Schweiz und der reichen Staaten des Nordens widerspiegelt diese Strukturen der globalisierten Welt. Die Schweiz verbarrikadiert sich gegen Menschen, die politischer Verfolgung oder wirtschaftlicher Not entfliehen wollen, andererseits präsentiert sie sich weltoffen, wenn es den eigenen Geschäftsbeziehungen und dem Tourismus zuträglich ist.


 
© SonntagsBlick; 4. Juli 1999; Seite A21; Nummer 27

Wegen Fr. 1.50 - Popstar im WC verhaftet

VON LEO LÜTHY und NATHALIE CHRISTEN

Weltstar Marla Glen (39) ist nach einem Streit mit der Polizei verhaftet worden. Die Blues-Sängerin hatte die 1.50 Franken für die Bahnhof-Toilette nicht im Sack.
So schnell wird Marla Glen die Schweiz nicht vergessen: Mit einer Anzeige wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte und wegen Körperverletzung reiste der Star gestern Mittag aus. "Auf beiden Seiten wurden Fehler gemacht", sagte sie zu SonntagsBlick. Was war passiert?
Glen war für ein Konzert am Freitagabend im Kunst- und Kongresshaus nach Luzern gereist. Kurz nach der Ankunft musste die Amerikanerin wegen einer Blasenkrankheit die gebührenpflichtige Toilette beim Bahnhof aufsuchen. Weil Marla Glen keinen einzigen Rappen im Sack hatte, kam es zu einem Streit mit der Toilettenfrau. Als ein Beamter und eine Beamtin der Polizei schlichtend eingreifen wollten, eskalierte die Situation. Die Version der Polizei: "Glen reagierte so hysterisch, schlug mit Füssen und Fäusten um sich, dass sie zum Eigenschutz festgenommen wurde", sagt Marcel Koch, Pressesprecher der Kantonspolizei Luzern.
Glen-Betreuer Thomas Dürr siehts anders. "Man ist wenig sensibel mit dem Weltstar umgegangen." Die Beamten, die nicht wussten, wen sich da vor sich hatten, konnten der kräftigen Marla erst nach dem Einsatz von Pfefferspray die Handschellen anlegen und sie abführen. Nach zwei Stunden in der Zelle wurde Glen entlassen und konnte ihr Konzert mit einer Stunde Verspätung beginnen.
Gestern morgen wurde Glen nochmals zwei Stunden verhört. Sie selbst will sich erst nach dem Studium des Protokolls rechtliche Schritte gegen die Luzerner Polizei überlegen. "Sie hat schliesslich Schürfungen, blaue Flecken und geschwollene Handgelenke abbekommen", sagt Dürr. Glen selber sieht den Vorfall auch noch durch die politische Brille: "Ich bin schwarz und sehe nicht aus wie ein Weltstar. Dies ist mir zum Verhängnis geworden."


© Tages-Anzeiger; 16. Oktober 1999; Seite 14

Horrortrip ins Polizeigefängnis

Genfer Polizisten haben einen Zürcher Direktor der Firma Ericsson niedergeschlagen und entführt - es war eine Verwechslung.

Von Peter Johannes Meier

"Es war das Schockierendste und Schrecklichste, was ich je erlebt habe", sagt Märten Hellgren. Der 41-jährige Direktor der Telekommunikationsfirma Ericsson bewegt sich nur langsam durch seine Wohnung am Zürichberg. Sein rechter Arm steckt in einer Schlinge, der Hinterkopf wurde rasiert, um eine Platzwunde zu nähen. Sein ganzer Körper ist mit blauen Flecken übersät.
Der sportliche Manager besuchte Anfang Woche die Telecom 99 in Genf. Am Mittwoch stand ein Treffen mit Kunden und Ericsson-Präsident Kurt Hellström auf dem Programm. Kurz vor 11 Uhr verliess Hellgren den Genfer Hauptbahnhof. Rechtzeitig wollte er sich nach dem "Noga Hilton"-Hotel erkundigen, wo später das wichtige Treffen stattfinden sollte.
Zwei Strassen weiter hörte er plötzlich Schreie: "Police, Police!" Sekunden später stürzten sich zwei bewaffnete junge Männer in Jeans und Pullover auf ihn und versuchten ihn auf den Boden zu drücken. "Es war mir klar, die wollen mich überfallen. Keinen Moment habe ich gedacht, das könnten Polizisten sein", sagte Hellgren gestern. Er wehrte sich. Und es gelang ihm, sich loszureissen. "Ich rannte, so schnell ich konnte." Einige Hundert Meter weiter wollte er eine Strasse überqueren, sein Verfolger 40 Meter hinter ihm. Doch plötzlich rammt ihn ein Motorradfahrer. Beide fallen zu Boden. Einer der Verfolger holt ihn wieder ein. Es kommt erneut zum Kampf. Eine weitere Person stösst dazu. Schläge mit Fäusten und einem Knüppel zwingen Hellgren zu Boden. "Sie brachen mir fast den Arm und pressten mein Gesicht auf den Asphalt." Dann legen sie ihm Handschellen an und ziehen ihm seine Jacke über den Kopf. "Eine Viertelstunde musste ich so ausharren, dann hörte ich Sirenen."

Demaskierte "Entführer"

Sofort wurde der Geknebelte in ein Auto gestossen, die Augen immer noch verdeckt. "Ich war überzeugt, nach wie vor in der Gewalt von Geiselnehmern zu sein." Es folgte eine kurze Fahrt zu einem Gebäude. In einem abgeschlossenen Raum wurde Hellgren von der Jacke im Gesicht befreit. "Es war ein kahler Raum. Ich musste mich bis auf die Unterhosen ausziehen. Bisher dachte ich, die wollen mein Geld und meine Kreditkarten. Doch weshalb maskierten sich die Entführer nicht? Waren sie am Ende zu allem bereit?" Dann wurde Hellgren für eine Stunde allein gelassen. Seine Wunden bluteten.
"Der Raum hatte ein Fenster. Ich prägte mir die Gebäude ein, die ich draussen sehen konnte. Sicher ein nützlicher Hinweis für die Polizei, sagte ich mir."
Endlich betraten zwei Männer den Raum. Einer stellte sich als Charles Purro vor, Police de surêté de Genève, chef de sécteur. "Wir haben eine Polizeioperation in der Nähe des Bahnhofs durchgeführt. Sie sind leider das Opfer einer Verwechslung geworden", klärte ihn der Polizist auf und zeigte seine Dienstmarke. Hellgren musste weinen - vor Erleichterung. Er war nicht in den Händen von Verbrechern, er war bei der Polizei. "Bis zu diesem Zeitpunkt hatte mich niemand über die Situation aufgeklärt, keiner zeigte mir seinen Ausweis. Warum bloss?" Ein Doktor nähte die Wunde am Kopf. Nach einigen Entschuldigungen gab es noch ein Geschenk: eine Billiguhr und ein Sackmesser mit der Prägung "Police de Genève". Dann wurde Hellgren in sein Hotel gefahren.

Glück im Unglück?

"Die Situation war halt sehr angespannt. Zur selben Zeit war hinter dem Bahnhof eine Aktion gegen gewalttätige Erpresser im Gang", erklärte gestern Jacques Volery, Pressesprecher der Genfer Kantonspolizei. "Unsere Mitarbeiter verwechselten den Mann. Offenbar gleicht er einem der Täter." Vielleicht hatte Hellgren auch Glück: "Es hätte ja noch schlimmer kommen können. Bei der Aktion gegen die Gangster wurde ja auch geschossen", so Volery. Doch weshalb wurde das Opfer über die Situation nicht aufgeklärt? Warum lässt man jemanden blutend in Unterhosen in einer Untersuchungszelle warten? "Die Beamten haben zu Beginn der Aktion klar gesagt, sie seien von der Polizei. Um die Identität einer Person abzuklären, braucht es eine gewisse Zeit", sagte dazu Volery.

Klage in Vorbereitung

Doch für Märten Hellgren ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Er behält sich rechtliche Schritte vor. "Ich war schockiert, als ich von dem Vorfall hörte", sagte sein Zürcher Anwalt Alfred Schütz. "Wir werden auf jeden Fall Schadenersatz und eine Genugtuung fordern."
Schütz hat sich bei Genfer Berufskollegen über ihre Erfahrungen mit der Polizei erkundigt. Die sollen sich wenig erstaunt über den Vorfall gezeigt haben. Die Genfer Polizei sei berüchtigt für ihre "harte Gangart", habe man ihm erklärt.

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