Bulletin Nr. 30; März 2001

Zürich - Madrid - Lateinamerika - Madrid - Kairo - Knast

Dass abgeschobene Flüchtlinge im Zielland nicht immer willkommen sind, ist bekannt. Zu welcher Odyssee eine Abschiebung von Zürich werden kann, überrascht auch augenauf immer wieder.

Drei somalische Asylsuchende erreichen am Abend des 8. Oktober 2000 von Madrid kommend mit einem Linienflug der Iberia Zürich Kloten. Hinter ihnen liegt eine Flugreise mit verschiedenen Destinationen in Afrika und in Lateinamerika. Am Tag darauf versuchen sie, in der Schweiz Asylgesuche einzureichen. Das misslingt. Sie werden als «Papierlose» behandelt, und man versucht vergeblich, sie nach Madrid zurückzuschaffen. Einer der drei muss notfallmässig ins Spital gebracht werden. Von hier aus gelangt er, als «Eingreister» in ein normales Asylverfahren. Die andern beiden stellen am 13. Oktober ein Asylgesuch im Transit. Sie erhalten fünf Tage später im Transitraum des Flughafen Klotens den Entscheid des BFF zur vorsorglichen Wegweisung nach Madrid. Eine Beschwerde und das Gesuch für die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung werden am 20. Oktober abgewiesen. Am 24. Oktober wird ein Wiedererwägungsgesuch gestellt, denn die Spanische Botschaft hat inzwischen mitgeteilt, dass den Frauen eine Einreise nach Spanien nicht gewährt werde, sie seien dort bloss im Transit gewesen. Die Asylrekurskommission lehnt ab. Am 26. Oktober werden die zwei Frauen, mit verklebtem Mund und in Handschellen, von der Iberia nach Madrid geflogen. Die Ausschaffung wird von einer privaten Sicherheitstruppe der Iberia durchgeführt. Gleichentags werden sie nach Havanna (Kuba) ausgeschafft, von dort aus am nächsten Tag nach Managua (Nicaragua). Von Managua gehts zurück nach Havanna, von Havanna zurück nach Madrid. Am 5. November werden die beiden Frauen vom Transit in Madrid nach Kairo ausgeschafft. Fünf Tage später befinden sie sich immer noch im Transit von Kairo. Das UNHCR hat bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Zugang zu den beiden gefunden. Der telefonische Kontakt von augenauf mit den zwei Frauen, der vorher sehr rege war, bricht nach der Ausschaffung nach Kairo vollständig ab. Auch ihre Familien haben keinen Kontakt mehr. augenauf befürchtet, dass sich die beiden in Ägypten in Haft befinden, ohne Möglichkeit, sich zu melden.
augenauf Zürich

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