Bulletin Nr. 35; September 2002

Naturalspende für die Privatfirma, die Flüchtlinge in katastrophalen Unterkünften zusammenpfercht

Arme ORS - augenauf hilft

Arme, arme ORS. Das private Unternehmen, das im Auftrag verschiedener Behörden u. a. die katastrophalen «Notunterkünfte» für Flüchtlinge im Kanton Zürich führt, hatte kein Geld. augenauf Zürich half mit einer Naturalspende.

Die ORS (Organisation für Regie und Spezialaufträge) betreibt die so genannten NUKs (Notunterkünfte) im Kanton Zürich. Sie ist das Liebkind von Rita Fuhrer, der Vorsteherin der Direktion für Soziales und Sicherheit des Kantons Zürich. Diese privatisierte in den letzten Monaten grosse Teile der Flüchtlingsbetreuung und schanzte sie dem Unternehmen zu.
Die Bedingungen in den NUKs sind schlecht - sehr schlecht. Meistens befinden sie sich in Zivilschutzbunkern. Die Unterkünfte machen die Leute krank. Es gibt schlechtes Essen. Zudem führt die ORS ein unbarmherziges, gefängnisähnliches Regime. Doch damit nicht genug. Sie behält auch Gelder, zum Beispiel für Kleidung, zurück. So geschehen im Juni dieses Jahres, in der NUK Unterstrass in der Stadt Zürich.
 
Keine Schuhe?
In der NUK Unterstrass, einem Zivilschutzbunker, gibt es keine abschliessbaren Schränke. Eines Nachts wird F., einem schwarzafrikanischen Asylbewerber, das einzige Paar Schuhe gestohlen. Was soll er tun? Barfuss auf die Strasse? Den Rest seines Lebens im Bunker verbringen? Wer die Situation in Zürich kennt, weiss, wie lange sich ein unbeschuhter afrikanischer Flüchtling in den Strassen der Zwinglistadt bewegen könnte. Bis zur Verhaftung würde es maximal fünf Minuten dauern. So wendet sich F. vertrauensvoll an den Wachhabenden der Unterkunft, einen Angestellten der ORS, und schildert sein Missgeschick. Dieser erklärt sich für «nicht zuständig». Man habe keine Schuhe, eh kein Geld für Schuhe, das sei sein Problem. F. erkundigt sich bei seiner Rechtsvertreterin. Diese fragt in der NUK nach, wo sie die intelligente Auskunft erhält, man könne schon ein Auto losschicken, um irgendwo ein Paar Schuhe abzuholen. Aber Geld für Schuhe oder gar abschliessbare Schränke habe es nicht.
Die Rechtsvertreterin fragt bei der Asylkoordination des Kantons Zürich nach. Doch, doch, im Leistungsauftrag des Kantons für die ORS sei ein Posten für Bekleidung (30 Franken pro Monat) vorgesehen und werde ausbezahlt. Bei vielleicht 500 von der ORS im Kanton Zürich «betreuten» Flüchtlingen (konservative Schätzung) macht das monatlich immerhin 15 000 und pro Jahr 180 000 Franken aus.
Nun, die 180 000 Franken wurden durch den Fall F. nicht angeknabbert. Mit Hilfe seiner Rechtsvertreterin organisierte er sich anderswo neue Schuhe.
 
Helft der ORS - spendet Schuhe!
Dem unerträglichen Zustand, dass es sich die ORS unmöglich leisten kann, schuhlose Flüchtlinge mit Schuhen auszustatten (schliesslich sind 180 000 Franken für helvetische Kleinunternehmer kein Pappenstiel und der Shareholder muss auch etwas haben), setzte augenauf Zürich & friends ein Ende. Persönlich übergaben wir am 15. Juli René Burkhalter, dem «operativen Leiter» der ORS, etwa 200 Paar Schuhe. Zu unserem Erstaunen war Herr Burkhalter über die Spende nicht etwa erfreut, sondern versuchte, uns das Schuhwerk zurückzugeben. Leider war der Eingang der hübschen Villa, in der die ORS-Bosse residieren, durch die ebenfalls mitgelieferten, abschliessbaren Schränke etwas versperrt, so dass die Rückgabe nicht gelang.
augenauf Zürich

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