Bulletin Nr. 34; Mai 2002
Rubrik Kurzmeldungen
Auge drauf
Keine Paranoia
Der Eindruck, vor den Basler Gassenzimmern wimmle es von PolizistInnen,
zeugt keinesfalls von Paranoia. Einer vom Polizeidepartement
veröffentlichten Medienmitteilung ist zu entnehmen, dass innerhalb von fünf
Wochen 1020 Personen im Umfeld der Gassenzimmer einer «näheren Kontrolle»
unterzogen wurden. Dabei seien 196 Straftatbestände festgestellt worden
(u.a. hätten 108 Personen Drogen auf sich getragen). Dank der Aktion habe
sich die Situation vor den Drogenkonsumlokalen deutlich beruhigt.
Ob es Sinn macht, dass sich nun nur noch besonders kontrollresistente
Junkies getrauen, diese staatlich geförderten Institutionen aufzusuchen,
steht nicht in besagter Medienmitteilung. Erwähnt wird auch nicht, in
welchem Ausmass die Kleinkriminalität durch die Beschlagnahmung von
Konsumportionen gefördert wurde. Hingegen wird behauptet, der Betrieb der
Anlaufstellen sei durch die überbordende Kontrolltätigkeit «nicht
beeinträchtigt» worden ¼
Verhaftung in der Badewanne
Weil B. eine Busse nicht rechtzeitig bezahlt hatte, wurde er im Dezember
letzten Jahres verhaftet - aus der Badewanne heraus! B. sass morgens in
seiner Wanne, als er ein Klopfen an der Türe hörte. Er rief, man müsse sich
etwas gedulden - und schwupps, standen drei Beamte im Badezimmer, holten
ihn aus der Wanne und verhafteten ihn.
Diese Gelegenheit benutzte der Basler Polizeisprecher und ehemalige
Radio-Basilisk-Journalist Klaus Mannhart einmal mehr, um tendenziöse
Falschmeldungen zu verbreiten. Er behauptete öffentlich, B. sei in einem
Etablissement im Rotlichtmilieu verhaftet worden. Zwar befindet sich ein
Etablissement im Parterre des Hauses, B. wurde aber von der Polizei in
seiner eigenen Wohnung verhaftet.
Rassistische VBZ-Kontrolle
Immer wieder bekommt augenauf Beschwerden wegen rassistischen
VBZ-Kontrollen. Das Muster bei solchen Grosskontrollen, welche in
Zusammenarbeit zwischen Stadtpolizei und VBZ durchgeführt werden, ist immer
das gleiche. Gezielt werden bei diesen Kontrollen alle dunkelhäutigen
Männer aus dem Bus/Tram geholt und müssen sich ausweisen, werden je nachdem
gefilzt oder sogar zur näheren Abklärung in Handschellen gelegt und mit auf
den Polizeiposten genommen. Dabei kümmert es die Polizei nicht, ob der
Betroffene eine gültige Fahrkarte hat oder nicht!
Oft werden so auch dunkelhäutige Menschen schikaniert, die in keinster
Weise dem Stereotyp eines "afrikanischen Drogenhändlers" entsprechen,
Hauptsache schwarz, denn nach gängiger Zürcher Polizeilogik sind alle
"Neger" schliesslich auch Dealer. Als sich ein älterer, afrikanischer
Geschäftsmann (mit Krawatte und Aktenkoffer) anlässlich einer solchen
unsäglichen Kontrolle lauthals, aber höflich und bestimmt, darüber empörte
und darauf hinwies, dass er jetzt den Zug und einen sehr wichtige Termin
verpasste habe und dies trotz dem Umstand, dass er ein gültiges Ticket hat,
meinte einer der sogenannten "Kundenbetreuer" der VBZ trocken, dass er doch
wieder dorthin zurückgehen soll, wo er herkomme, wenn es ihm hier nicht
passe ...
Eine alltägliche Kontrolle in Zürich und mit Sicherheit kein Einzelfall.
Also kein Grund zur Beunruhigung ...
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