Bulletin Nr. 34; Mai 2002

Iranische Flüchtlinge wehren sich gegen geplante Rückschaffung

Mit Speck fängt man Mäuse - oder auch nicht

Der Bund hat ein "Rückkehrhilfe-Programm" für iranische Flüchtlinge lanciert. Das Rote Kreuz wollte das Programm an einer Veranstaltung bewerben - ein Stich ins Wespennest.

Um die 200 Personen, Frauen, Männer und Kinder hatten sich am 6. Mai im gelben Saal des Zürcher Volkshauses versammelt, um ihren vehementen Protest gegen die Zumutung in ihr Land zurückzukehren auszudrücken. Schliesslich ist es beileibe kein Geheimnis: Im Iran ist ein extrem repressives Regime an der Macht, Tausende werden in Gefängnissen gefolter, Frauen werden gehängt und gesteinigt und die Opposition wird massiv unterdrückt.
Der Saal war mit vielen Transparenten gegen die geplante (vorläufig noch) "freiwillige Rückkehr" geschmückt. Sprechchöre und leidenschaftliche Reden drückten Verletztheit, Wut und Empörung aus.
Vom BFF hatte sich niemand an die Veranstaltung gewagt, die VertreterInnen des Roten Kreuzes fanden sich in einer ungemütlichen Situation wieder.
 
Spinnen die?
Das BFF ist bis heute stolz auf sein "erfolgreiches" Rückkehrprogramm für bosnische und kosovarische Kriegsvertriebene, auch wenn sich nachträglich herausgestellt hat, dass zahlreiche Menschen viel zu früh zurückkehrten und in unhaltbare Zustände gerieten.
Befangen im Voruteil, dass eh praktisch alle Asylsuchenden Wirtschaftsflüchtlinge seien, soll nun das Programm ausgedehnt werden. Letztes Jahr versuchte man es mit somalischen Flüchtlingen, jetzt also mit Menschen aus dem Iran, obwohl ein Vergleich von Bosnien, Somalia und Iran Unsinn ist. Iranische Flüchtlinge sind keine Kriegsvertriebenen, keine fremde Armee kontrolliert die Lage, es gibt keine UNO-Missionen, die irgendeinen Schutz von Flüchtlingen garantieren würden. Das Regime, das die Menschen in die Flucht getrieben hat, ist nach wie vor an der Macht.
 
2000 Franken
Können wir uns vorstellen, wie eine Frau sich fühlen muss, die so schwer gefoltert wurde, dass sie vom UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte zur Berichterstattung eingeladen wurde, die in der Schweiz gerade mal eine vorläufige Aufenthaltsbewilligung erhielt und die nun eine "Einladung zur freiwilligen Rückkehr" aus dem Briefkasten zieht? Die "Einladung" ist übrigens mit 2000 Franken garniert.
Der Vertreter des Roten Kreuzes hat an der Veranstaltung wie üblich die Verantwortung für die Asylentscheide weitergereicht. Zum Schluss brachte er sogar noch eine halbherzige Entschuldigung für die Verletzung der Gefühle der Flüchtlinge über die Lippen.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Zurück zum Archiv

URL dieser Seite