Bulletin Nr. 34; Mai 2002
Erfolgreiche Aktion von augenauf Basel
Zwei Quadratmeter zum Leben sind zu wenig
Nach Protesten von augenauf Basel wurde die Wohnsituation von
Asylsuchenden verbessert.
Anfang Jahr gelangten Betroffene an augenauf Basel und beklagten sich über
unhaltbare Zustände in der Asylunterkunft in Münchenstein BL. Ein Besuch
bestätigte die Misere: Die Platzverhältnisse sind prekär, die sanitären
Anlagen spotten jeder hygienischen Vorstellung: In einer alten Fabrikhalle
leben auf 72 Quadratmeter derzeit 39 Asylbewerber zusammengepfercht. Zimmer
gibt es nicht - Stellwände teilen die schlecht isolierte Halle in drei
Räume. Die 39 alleinstehenden Männer aus verschiedensten Ländern teilen
sich zudem vier Plumpsklos. Die Hälfte davon ist seit längerer Zeit defekt.
Der Aufenthaltsraum ist karg; Bücher oder Zeitschriften gibt es nicht. Ein
paar Herdplatten in der Küche sind defekt. Im vorderen Haus, in welchem
sich zusätzlich das Büro der Unterkunft befindet, lebt eine neunköpfige,
aus drei Generationen bestehende Familie aus dem Kosovo in einer
Dreizimmerwohnung. Dies sind nur einige Beispiele der langen Mängelliste.
Der derzeitige Leiter des Heims, Roland Probst, übernahm die Aufgabe im
Jahr 1995 von der Gemeinde. Mit der Privatisierung des Heims kann sich die
Gemeinde Münchenstein jedoch in keiner Weise der Verantwortung gegenüber
den Asylsuchenden entziehen, worauf sie in einem offenen Brief von augenauf
aufmerksam gemacht wurde.
Käfigaktion während des Wochenend-Einkaufs
Gleichzeitig führte augenauf Basel während des Wochenendeinkaufs vor dem
Einkaufszentrum Gartenstadt in Münchenstein eine Protestaktion durch. Ein
Käfig mit dem Grundriss 1x2 m veranschaulichte den Platz, der einem
Asylbewerber im Heim für sein Bett und seine Habseligkeiten zur Verfügung
steht. Dazu verteilten wir Flugblätter und stellten unsere Transparente zur
Schau. Unerwartet viele KonsumentInnen teilten mit uns die Meinung, dass
diese Batteriehaltung von Menschen auf kleinstem Raum inakzeptabel sei.
Auch das Presse-Echo in der Region war positiv.
Zwei Wochen nach der Aktion ist ein Teil der Forderungen von augenauf
erfüllt. Erstaunlich schnell wurde beispielsweise das Büro von Herrn Probst
und seiner Mitarbeiter in den Keller gezügelt, wodurch die Wohnung der im
Vorderhaus untergebrachten Familie vergrössert wurde. Die Forderung nach
anständigen sanitären Anlagen und mehr Platz für die 39 Männer blieb
vorerst unerfüllt. Jedoch versprach die Gemeinde Münchenstein eine
schriftliche Antwort auf unseren offenen Brief.
Die Sozialbehörde bekam den Auftrag, die Verhältnisse in der Unterkunft zu
untersuchen. Ein weiteres Versprechen machte der Kanton Baselland:
Demnächst sollten Richtlinien für Kollektivunterkünfte erstellt werden, in
denen hygienische und bauliche Vorschriften erlassen und Platzverhältnisse
festgelegt werden sollen.
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