Bulletin Nr. 33; Dezember 2001
Roma: 3000 Zwangsausschaffungen drohen
Ab dem 1. Dezember droht für hunderte von Roma-Familien in der Schweiz die
Zwangsausschaffung nach Jugoslawien. Rund 3000 asylsuchende Roma aus
Jugoslawien hätten eigentlich bereits per Ende Oktober die Schweiz
verlassen müssen. Tatsächlich gingen bloss rund 150 Personen mit
Rückkehrhilfen von 2000 Franken pro erwachsener Person und 1000 Franken pro
Kind in der Tasche zurück. Jetzt will das BFF alle anderen bis Ende Februar
2002 zurückschaffen.
Im aktuellen Bericht der «Gesellschaft für bedrohte Völker», der Mitte
Oktober 2001 erschien, wird die Situation für Roma in Jugoslawien als
prekär eingestuft. Eine zwangsweise Rückführung sei «unverantwortlich».
Tatsächlich warten auf die Roma nebst Ghettoisierung und ökonomischer
Perspektivenlosigkeit auch staatliche Diskriminerung, Übergriffe von
Paramilitärs, von Nazi-Skins und der serbischen Mafia.
Oft sind die Roma vom Bildungsweg und von ärztlicher Versorgung gänzlich
ausgeschlossen, eine sehr hohe Kindersterblichkeit und Analphabetismus sind
die unmittelbaren Folgen. Die Situation hatte sich nach dem
Regierungswechsel nun kurzzeitig etwas verbessert. Praktisch alle Roma, die
noch finanzielle Mittel besitzen, müssen Schutzgeld bezahlen. Wer der
Forderungen der serbischen Mafia nicht nachkommt oder nicht mehr nachkommen
kann, dessen Kinder werden kurzerhand entführt. Die serbische Polizei sieht
diesem Treiben von Paramilitärs und der organisierten Kriminalität tatenlos
zu.
In letzter Zeit haben sich auch die gewalttätigen, rassistischen Übergriffe
gegen Roma wieder massiv gehäuft. Die Roma sind nach wie vor nicht als
nationale Minorität anerkannt, obwohl in Serbien und Montenegro rund
700'000 Roma leben.
Die Demokratische Vereinigung der Roma hat aus diesem Grund mit
Unterstützung der Grünen Partei Schweiz, augenauf, der Gesellschaft für
bedrohte Völker, Solidarité sans frontières sowie anderen Organisationen
eine Kampagne und eine Petition lanciert. Ziel ist es, für alle serbischen
Roma einen humanitären Aufenthalt in der Schweiz zu erkämpfen. Wer diese
Kampagne tatkräftig unterstüzen will, kann sich bei augenauf, Postfach
2411, 8026 Zürich oder direkt bei der Demokratischen Vereinung der Roma,
c/o Mikhaela Nika, Hauptstr. 5, 8919 Rottenschwil melden.
augenauf Zürich
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