Bulletin Nr. 32; September 2001

Schwarze in Basel - Freiwild für die Polizei

Die Polizei als organisierte Schlägerbande

Dieses Jahr lancierte die Basler Polizei wieder einmal eine der sattsam bekannten Aktionen gegen das so genannte Drogenmilieu. Zivile Fahnder wurden ausgeschickt, um SchwarzafrikanerInnen zu «kontrollieren». Dabei ging die Polizei von einer gleichermassen einfachen wie falschen und rassistischen Gleichung aus: Wer schwarz ist, dealt.
Die Folgen der diesjährigen Polizeiaktion waren drastisch. Scheinbar wahllos wurden Schwarze einzig und allein wegen ihrer Hautfarbe angehalten und - wenn sie Glück hatten - auf einen Posten verschleppt. Weniger Glück hatte zum Beispiel Moses G.*, ein minderjähriger Asylbewerber aus Schwarzafrika. Er erzählte augenauf folgende Erlebnisse:
Ende Juni 2001 wurde er an einem Samstag Abend vor der Kaserne an der Tramstation kontrolliert. Zwei Polizisten verlangten von ihm, den Mund zu öffnen, wogegen er sich widersetzte. Darauf prügelten sie auf ihn ein, bis weisse Passanten sie zum Aufhören aufforderten. Moses wurde auf die Clara-Polizeiwache mitgenommen, wo er sich einer Leibesvisitation unterziehen musste und weiter verprügelt wurde. Die Polizei nahm ihm Ausweis und Natel vorübergehend ab. Am nächsten Morgen wurde er freigelassen. Ein Arzt attestierte diverse Schürf- und Würgeverletzungen sowie Verletzungen im Gesicht.
Bereits einige Wochen früher musste Moses zwei Tage in U-Haft verbringen. Auf Grund einer fadenscheinigen Zeugenaussage verurteilte ihn die Jugendanwaltschaft wegen Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz zu 20 Stunden Arbeitseinsatz. Obwohl es ihm versprochen worden war, bekam Moses nach Beendigung der Strafe sein beschlagnahmtes Natel nicht wieder zurück.
Bei einer anderen Kontrolle kam er wegen der Polizei zu spät in den Deutschkurs. Seine Lehrerin drohte ihm darauf, dass er den Kurs nicht mehr besuchen dürfe, wenn er nochmals zu spät käme. In der Zwischenzeit haben Moses und viele seiner Bekannten Angst, allein auf die Strasse zu gehen. Täglich sind er und seine dunkelhäutigen Kollegen mit polizeilichem Rassismus konfrontiert:
Ein Opfer von Polizeigewalt wurde auch der mit einer Schweizerin verheiratete Deniz O.*. Er wollte am 26. Juli, abends um ca. 21.00 Uhr, ein Kebabrestaurant am Steinengraben besuchen. Auf dem Birsigparkplatz, unmittelbar neben Basels Flaniermeile, rannten zwei Männer von hinten auf ihn zu und riefen «Polizei». Als er sich umdrehte, sprayten sie ihm «mindestens zehn Mal mit einer Dose Tränengas in die Augen». Sein Ausweis interessierte sie nicht. Stattdessen riefen sie Verstärkung, warfen ihn auf den Boden und standen mit ihren Schuhen auf seine Finger. Als die Verstärkung eintraf, legte man ihm Handschellen an und warf ihn erneut zu Boden. Dabei verletzte er sich am Kopf und an einem Knie.
 
Bitte einmal nackt ausziehen und durch den Posten gehen
Danach wurde er im Polizeiauto zum Posten an der Amerbachstrasse gebracht. Dort musste er sich nackt ausziehen und wurde nackt in eine Zelle geführt. Weil er Schmerzen hatte, verlangte er einen Arzt, was ihm verweigert wurde. Nachdem er ein Formular mit Angaben zu seiner Person ausgefüllt hatte, wurde ihm befohlen, zu gehen.
Weil ihn die Verletzungen vom Vorabend zu sehr schmerzten, ging er auf Anraten seines Vorgesetzten am nächsten Morgen in die Notfallstation des Kantonsspitals, wo ihm der Arzt ein Zeugnis ausstellte, das seine Verletzungen und seine Arbeitsunfähigkeit bestätigte.
Bis heute erhielt Deniz O. keine Erklärung dafür, weshalb er verhaftet wurde, geschweige denn eine Entschuldigung für die erlittene Körperverletzung. Hingegen wurde er wegen Gewalt gegen Beamte und Beleidigung vorgeladen.
augenauf Basel
*Namen geändert
 
 
Zeugenaufruf
Diese zwei Beispiele sind keine Einzelfälle. Wir wollen die polizeilichen Übergriffe nicht tatenlos hinnehmen. Deshalb suchen wir Zeuginnen und Zeugen.
Wer hat gesehen, wie am 26. Juli um 21 Uhr auf dem Birsigparkplatz der Schwarzafrikaner Deniz O. von mehreren Zivilpolizisten mit Tränengas besprayt, überwältigt und zu Boden geworfen wurde?
Wer hat sonstige polizeiliche Übergriffe und Diskriminierungen beobachtet oder ist Opfer davon geworden?
Bitte melden Sie sich bei augenauf Basel, Postfach, 4005 Basel, Tel. 061/ 681 55 22.


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