Bulletin Nr. 23; Dezember 1998

Brief an die Vorsteherin der Stadtpolizei Zürich Esther Maurer

Protokoll einer gewöhnlichen Verhaftung
Kurz nach 23 Uhr sind wir – drei Frauen – mit Plakatrollen in der Innenstadt von Zürich unterwegs. An der Heinrichstrasse nähert sich uns von hinten ein Streifenwagen der Stadtpolizei, der auf unserer Höhe abrupt abbremst. Die zwei Beamten springen aus dem Wagen und packen uns mit der Aufforderung, sofort stehenzubleiben und uns auszuweisen. Wir kommen dieser Aufforderung nach, trotzdem beordern sie sofort einen Kastenwagen, der uns zur Kreiswache 5 transportiert.
Dort angekommen, schieben uns die Beamten vor sich her, um uns anschliessend grob in den Empfangsraum zu stossen, wo wir – von Fusstritten traktiert – unsanft auf dem Boden landen. Unter wüsten Beschimpfungen bringen uns die Polizisten getrennt in Arrestzellen unter, wo wir mindestens eine halbe Stunde ohne Licht ausharren müssen. Während der Einvernahmen – die Beamten akzeptieren unsere Aussageverweigerung nicht – bedroht uns besonders der Beamte K. und wird gewalttätig und äusserst sexistisch. Eine von uns wird aufgrund ihrer Aussageverweigerung von ihm gepackt, mit Wucht an die Wand gestossen, angebrüllt und bedroht.
Mit der Behauptung, sie habe Aufkleber in der Zelle angebracht, wird eine andere kurz vor dem Verlassen der Kreiswache in die Arrestzelle zurückgezerrt. Dort wird sie, in Anwesenheit des Beamten W. und eines weiteren Polizisten von K. an den Haaren gezerrt und zu Boden geworfen. Er kommt ihr bedrohlich nahe, droht ihr mit einer Vergewaltigung und versucht ihr auf einer sexistischer Ebene Angst zu machen. Das alles unterstützen die anderen Beamten mit beifälligem Grinsen. Als sich die Frau weiterhin weigert, die Aufkleber zu entfernen, lassen sie sie kurz vor zwei Uhr morgens gehen.
Der Beamte K. ist bekannt als aggressiv und sexistisch. Anlässlich einer Personenkontrolle am Abend des 27.9.97 bezeichnete er eine der Kontrollierten ununterbrochen als «Schnäggli» und forderte sie auf, ihm eine runterzuhauen. Das würde ihm Spass machen, sie bekäme dann einen Kuss von ihm. Ebenfalls anlässlich einer Personenkontrolle warf K. am 24. April 1998 eine Frau zu Boden und drückte ihr mit dem Knie die Luft ab. Wir gehen davon aus, dass das Beschriebene kein Einzelfall ist. Vor dem Hintergrund solcher Ereignisse fordern wir die sofortige Entlassung von K. aus dem Polizeidienst. (zitiert aus einem Protokoll vom 26. April 1998)

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Zurück zum Archiv

URL dieser Seite