Bulletin Nr. 18; August 1997

Sie schreiben rot und meinen braun...

Unter dem Aufhänger/Titel: «1. Mai...!!! Warum...???» verteilte das Palästinensische Kulturzentrum Zürich am 1. Mai-Umzug und auf dem Kasernenareal-Fest ein Flugblatt das sich in keinster Weise von anderen völkischen Pamphleten aus der reaktionären und ökofaschistischen Küche unterschied.
Unter anderem waren Textabschnitte wie folgende zu lesen:
«... Hat die Furcht vor dem 'Killer Jesu' die Welt zum verstummen gebracht?»
«Shakespeare schildert im Stück ‘Der Händler von Venedig’ die jüdische Gier. Er schrieb: 'Sie (die Juden) wollen alles haben und nichts geben'. Dies ist nur eine Eigenschaft, die die Welt neben vielen anderen merkwürdigen Merkmalen von Juden hinweist...»
Eigenartig an diesem Text ist auch das Appellieren an die schweizer Regierung als Hort der Menschenrechte und der Humanität (Land des Roten Kreuzes). Ausgerechnet die schweizerischen Behörden, denen immer wieder krasseste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen und nachgewiesen werden, sollen nun plötzlich die Ansprechpartner einer unterdrückten Bevölkerung sein?! Dass die Schweiz recht unzimperlich mit Flüchtlingen, auch mit PalästinenserInnen, umgeht, scheint dem Kulturzentrum entgangen sein. Ihm, so kommt es uns vor, geht es vor allem darum, vorhandenen und latenten Antisemitismus in der Linken zu schüren und zu rechtfertigen.
Kein Wort über die israelischen Widerstandsbewegungen wie beispielsweise die «Women in Black», «Freedom Now» oder «B’tselem» (eine Menschenrechtsorganisation in Jerusalem, die ähnlich wie augenauf Übergriffe und Menschenrechtsverletzungen an PalästinenserInnen aufdeckt und dokumentiert). Sie alle bekämpfen vehement die Israelische Regierung mit ihrer repressiven Okkupations- und Siedlungspolitik.
Im Gegensatz zu uns hier, bringen sie aber Zehntausende auf die Strasse, wenn es darum geht, gegen Rassismus und Unterdrückung zu protestieren.

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Zurück zum Archiv

URL dieser Seite