Bulletin Nr. 11; Oktober 1995
Stellungnahme zu Äusserungen von Frau Fuhrer anlässlich der
Pressekonferenz vom 20. September 1995
"Nachdem eine Grosszahl von Albanern relativ leicht ausgeschafft werden
konnte, sehen wir uns nun mit einem harten Kern konfrontiert. Diese
Personen sind faktisch nicht mehr ausschaffbar. In etlichen Fällen verfügen
sie - etwa dank einschlägigen Erfahrungen aus Kriegsgefangenenlagern - über
eine erhebliche psychische Stabilität."
Ausserdem würden diese Leute über "ein erhebliches Gewaltpotential
verfügen".
(Äusserungen von Frau Rita Fuhrer)
Wir sind erfreut darüber, dass Frau Fuhrer mit ihrer Aussage bestätigt, was
wir schon lange beobachtet und festgestellt haben: Dass die
Ausschaffungshäftlinge einem enormen Druck ausgesetzt werden, um sie
psychisch - und physisch - fertigzumachen. 'augenauf' hat immer wieder
dokumentiert, dass v.a. in den Polizeigefängnissen (Urania, alte Kaserne,
provisorisches Polizeigefängnis Kaserne (Propog)) die Gefangenen gezielt
erniedrigt und mit Hass und Verachtung in ihrer Würde verletzt werden,
sowie unter Hunger und mangelnder Bewegung leiden.
Wer Gefangene so brutal behandelt und ihre elementarsten Rechte missachtet,
hat tatsächlich Grund genug, um sich vor "einem erheblichen
Gewaltpotential" zu fürchten, das eines Tages als Antwort zurückschlagen
könnte. Doch haben wir festgestellt, dass sich die Ausschaffungsgefangenen
bisher mit Hungerstreik, Ausbruchsversuchen, Selbstverletzungen und
Demolieren der Zellen gewehrt haben und so versuchten, auf ihre Situation
aufmerksam zu machen.
Trotzdem gibt es laut Frau Fuhrer noch einige, welche "über eine erhebliche
psychische Stabilität verfügen" - und wider Erwarten nicht gebrochen werden
können. Diejenigen, welche diesem Druck standhalten, haben sich diese
Stabilität - laut Frau Fuhrer - unter Umständen erworben, die
hundertprozentig den Flüchtlingsstatus rechtfertigen würden.
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