Bulletin Nr. 4; März 1995
Chronologie der Ereignisse, 4. Teil
23. 2. 1995: Der Vater einer Tochter meldet sich beim
Repressionstelefon. Seine Tochter sei verhaftet und ins Rückführungszentrum
gebracht worden. Die Tochter besucht die Handelsschule. Vor einem Jahr sei
sie beim Haschrauchen erwischt und verzeigt worden. Der Vater ist erzürnt
darüber, dass seine Tochter offensichtlich einzig aufgrund dieser
Haschischverzeigung in einem Drogenregister der Polizei geführt wird.
24. 2. 1995, 22.30 Uhr: Razzia im Quartier Albisrieden gelegenen
Billardhalle Eyhof. Sechs Polizeigrenadiere kontrollieren die Anwesenden.
Aber nur die Dunkelhäutigen. Ein Mann wird in Handschellen abgeführt,
obwohl er im Quartier wohnt und einen gültigen Ausländerausweis auf sich trägt.
A. B. wird spät abends bei einer Kontrolle in einem öffentlichen Lokal
verhaftet, obwohl er einen gültigen B-Ausweis hat. Er wird in Handschellen
abgeführt und auf die Polizeiwache gebracht, wo er während drei Stunden
festgehalten wird. Es stellt sich heraus, dass die Verhaftung infolge einer
falschen Ausschreibung im ZAR (Zentrales Ausländerregister) erfolgte. Weil
laut Feststellungen der Polizei gefälschte Ausländerausweise im Umlauf
sind, kann es inzwischen auch Ausländern, die sich regulär ausweisen
können, passieren, dass sie festgenommen werden. Die Ausweise werden dann
auf dem Polizeiposten zur Kontrolle dem Urkundenlabor übergeben. Wegen
grosser Überlastung dauern solche Kontrollen lange. A. B. hatte Glück, dass
er nicht in Polizeihaft genommen wurde und noch länger auf dem
Polizeiposten bleiben musste. Ein vernünftiger Polizist hat ohne
Rücksprache mit der Fachstelle gemerkt, dass in diesem Fall das Problem
offensichtlich beim ZAR-Eintrag und nicht beim Ausweis des Ausländers liegt.
Donnerstag, 2. 3. 17.15: Ein Arzt vom "Sunne Egge" meldet augenauf,
dass einem Patienten bei einer Durchsuchung von Polizeibeamten an der Lang-
/ Militärstrasse Fr. 500.- abgenommen worden seien. Für das Geld erhielt
der Mann keine Quittung. Die Fr. 500- hat er am gleichen Tag vom
Fürsorgeamt Regensdorf erhalten. Der Patient befindet sich in einem
Methadonprogramm. Seine Tagesdosis (75 mg) sowie andere vom Arzt
verschriebene Medikamente wurden ihm ebenfalls weggenommen.
Es ist nicht das erste Mal, dass glaubwürdige Zeugen aussagen, dass
ihnen von Polizeibeamten Geld ohne Quittung abgenommen wurde. In diesem
Zusammenhang dürfte es interessant sein, von der Polizei zu erfahren,
wieviel Geld gegen Quittung seit der Lettenräumung beschlagnahmt wurde und
wo der "Rest" hingekommen ist?
Freitag, 3. 3.: Am Abend wird eine grössere Gruppe Jugendlicher im
Hauptbahnhof kontrolliert. Eigentlich wollten alle nur an eine
Techno-Party. Die Polizisten kontrollieren und durchsuchen einen nach dem
anderen.
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