Bulletin Nr. 3; Februar 1995

Geschichte von M. E., Bewohner im Kreis 5

"Am 13. Februar traf ich mich mit meiner Freundin im Restaurant Holzschopf. Wir gingen danach zusammen in den Konsum und die Metzgerei Hubli einkaufen. Nachher ging meine Freundin im Restaurant Schwanen schnell auf die Toilette, danach liefen wir zusammen nach Hause. An der Gasometerstrasse, 10 - 20 Meter bevor wir daheim gewesen wären, kommen von hinten vier Polizisten, drücken uns an die Wand und legen mir und meiner Freundin sofort Handschellen an, ich hatte immer noch die Einkaufstaschen in der Hand. Ich merkte, dass sie meiner Freundin weh taten. Ich drehte mich um und sagte zu den Polizisten, sie sollen das lassen. Daraufhin packten sie mich, drückten mich auch auf den Boden und warteten auf den Gefangenenwagen. Während dieser Zeit, etwa zwanzig Minuten, drückte der eine Polizist sein Knie auf meine Schläfe und riss mir, obwohl ich ihm zu verstehen gab, dass das weh tat, die ganze Zeit an den Handschellen. Sie wollten mich nicht aufstehen lassen. Ich sagte ihnen, dass ich nichts machen werde. Aber sie liessen mich nicht aufstehen, obwohl der Boden nass war, ich wurde pflutschnass.
Meiner Freundin haben sie die Handschellen wieder weggenommen, nachdem sie ihren Ausweis kontrolliert hatten. Meinen Ausweis haben sie sich während des auf den Bodendrückens geholt.
Die Polizisten kamen aus einem grauen Toyota; es waren 4, die uns anhielten und ein Fahrer."
Zeuge A: " Ich hörte von weitem ein Geschrei, ich rannte hin und sehe wie mein Kollege M. dortliegt, schmerzverzerrt, und Ma, seine Freundin wurde von den Polizisten umhergeschubst, sie hat Gleichgewichtsstörungen und sieht nicht gut, sie war irritiert. Er, M. sah das und schrie sie sollen ihr nicht weh tun. Ich rannte hin und rief was das soll. Einer der Polizisten, kurzhaarig mit Brille, kam auf mich zu und versperrte mir den Weg. Ich fragte was da los sei, war erstaunt, 10 Minuten vorher hatte ich mit M. noch gesprochen. Der Polizist weigerte sich, sich auszuweisen. Mir nahm er den Ausweis ab. Ich fragte weiter wie er heisst und was das soll und rief dem andren Polizisten zu, er soll damit aufhören. M. sein Knie in den Kopf zu drücken und an den Handschellen zu ziehen. Der Polizist sagte daraufhin ich solle weggehen. Ich erklärte, dass ich hier wohne, er sagte er würde mich verzeigen, wenn ich nicht weggehe. Ich ging dann und habe die ganze Sache von weitem beobachtet. M. wurde sicher noch weitere 15 Minuten in der beschriebenen Art festgehalten."
M.B: "Ich wurde schliesslich in den Kastenwagen gesperrt, immer noch die Handschellen auf dem Rücken. Ich musste liegen im Wagen, ich konnte nicht aufsitzen. Sie fuhren mich in die Kaserne. Sie waren nicht bereit mir die Handschellen wegzunehmen. Sie sperrten mich in einen Warteraum. Zu viert sind die Polizisten im Warteraum gestanden und der eine meinte, so jetzt machen wir einen Striptease. Ich weigerte mich, vor all den Beamten mich auszuziehen. Die anderen gingen dann aus der Zelle und ich musste mich abziehen, Kleider und alles wurde kontrolliert. Sie haben mir gesagt, meine Freundin warte draussen, ich könne jetzt dann gehen, sie müssten nur noch Blut nehmen. Sie nahmen sehr viel Blut, zwei Ampullen voll, es wurde mir schwindlig, sie liessen mich jedoch nicht gehen.
Danach wollten sie mich die ganze Nacht in dem kleinen Warteraum lassen. Sie sagten, bevor ich nicht etwas unterschreibe, würden sie mich nicht in eine andere Zelle bringen. Ein Polizist trat mich in die Kniescheiben, weil ich mich weigerte, zu unterschreiben. Sie haben mich gar nicht verhört, sie wollten einfach, das ich etwas unterschreibe. Ich forderte, dass ich in eine normale Zelle kommen konnte. Erst am Morgen um 2 oder 3 Uhr haben sie mich in eine Zelle gebracht. Ich hatte nur ein T-Shirt und einen Jacke dabei, die Jacke nahmen sie mir weg. In der Zelle war es nur mit dem T-Shirt sehr kalt.
Am Morgen haben sie noch einen Urintest gemacht, ein Polizist hat mich verhört. Er sagte mir, das er mir nicht glaube."
Zeuge A: "Nach M's Verhaftung ging ich mit Ma. Zur Zeughausstrasse und wollte wissen was los ist und wann M. wieder raus kommt. Dort sagte man uns, die Bezirksanwaltschaft sei zuständig. Wir wurden wütend und wollten Anzeige gegen unbekannte Polizisten machen, wir haben sie aber auf dem Posten gesehen, die ganze Truppe von war in einem anderen Raum versammelt und war mit Protokollieren beschäftigt. Der zuständige Kommissar wollte uns rausschmeissen. Wir sagten, wir wollten gegen die Polizisten Anzeige machen und ihre Namen wissen. Daraufhin wurden wir rausgesetzt."
M.B: "Am anderen Morgen sagte mir der Polizist auf dem Posten, er lasse mich nicht raus, bevor sie nicht meine Freundin auch noch verhört haben."
Zeuge A: "Der Polizist sagte Ma., sie solle am Morgen anrufen. Sie rief an, und er sagte ihr, sie solle doch gleich kommen. Es werde ein Auto geschickt, um sie abzuholen. Sie wartete nur kurz. Ein Kastenwagen kam und sie musste in den vergitterten Wagen hinein reinsitzen."
M.B: "Ich musste den ganzen Tag noch auf der Zelle bzw. in dem Warteräumchen verbringen. Um 17.45 haben sie mich schliesslich vor eine Bezirksanwältin geführt. Sie sagte mir, sie wolle schauen, dass er keine Strafanzeige gegen mich gäbe und dass mich das auch nichts koste. Sie sagte, ich soll die ganze Sache begreifen, sie hätten eben viel zu tun.
Schliesslich wurde ich nach 24 Stunden entlassen. Am anderen Morgen bin ich zum Arzt und habe ein ärztliches Zeugnis machen lassen."
Der Arzt stellt im uns vorliegenden Arztzeugnis verschiedenste Verletzungen wie Blutergüsse, Quetschungen und Schürfungen fest. Durch die eng gezogenen Handschellen ist eine Schädigung des Mittelnerves an einer Hand eingetreten, was zu Gefühlsverlust in 3 Fingern geführt hat. Ein Langzeitschaden könne nicht ausgeschlossen werden.
Zu dem Vorfall liegen uns weitere Zeugenaussage vor. Alle bestätigen die brutale Art, wie M.B. von den Polizisten während 20 Minuten festgehalten wurde.

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