Bulletin Nr. 2; Februar 1995

Einschüchterung von Zeugen

Immer wieder werden auch MitarbeiterInnen von augenauf von Polizisten behindert und bedroht. Wir dokumentieren drei Fälle.

Am Mittwoch, 8.2., 13.45 Uhr beobachtet M. wie zwei Polizisten einen Mann auf der Kornhausbrücke kontrollieren wollen. Der Mann rennt plötzlich weg und in den Schindlergut-Park. Polizisten steigen ins Auto und fahren ihm mit Sirene nach. M. folgt ihnen. Im Park sieht er einen Polizisten mit Hund und den gelben Polizeiwagen. Plötzlich schreit der Polizist mit Hund: "Du mit dä rote Jacke, stahbliebe". M. dreht sich um. Der Polizist mit Hund kommt zu ihm und sagt ihm, "was häsch im Gebüsch gmacht". M. erwidert, dass er durch den Park gelaufen sei und dass der Polizist den Hund beruhigen solle. "Lüge nicht! Taschen leeren und wenn Du wegrennst, lass ich den Hund los". M. leerte seien Hosentaschen. Dann musste er seine Jacke ausziehen und in die Wiese werfen. Bei jedem Einwand wurde er mit dem Hund bedroht. Unterdessen kam der andere Beamte mit dem Auto dazu. Dieser schrie ihn an, er solle sich auf den Bauch hinlegen, die Beine und die Arme gespreizt. Dann kniete ein Polizist auf ihn und zog ihm Handschellen an. So auf dem Bauch erhielt M. Tritte in die Beine. Per Funk wurden M's Personalien in die Zentrale durchgegeben. Von der Zentrale wurde geantwortet: "den kennen wir. Der ist sicher hier, um Euch zu beobachten!" Die Polizisten fragten noch zweimal über Funk, ob wegen Drogen etwas sei. "nein, nichts". Dann kniete sich der eine auf M. und nahm ihm die Handschellen ab. Er sei nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt. Er werde nun auf die "Schwarze Liste" gesetzt. Das heisse ein Foto von M. mit Personalien werde an alle Polizisten gegeben und wenn M. sich nochmals sehen lasse, dann werde er "drankommen".
Am 11. Februar lief A. über die Kornhausbrücke. Als sie in der Mitte der Brücke stehenblieb und runterschaute kam ein Polizist zu ihr, legte seine Hand auf ihre Schulter, schob sie beiseite und sagte weiterlaufen. Es gab keinen ersichtlichen Grund, warum A. nicht auf der Brücke stehen bleiben sollte. Es war auch keine Polizeiaktion in Gang. Darauf kam ein weiterer Polizist mit Gummigeschossgewehr dazu und drohte mit einer Verzeigung. Als A. die Polizisten darauf aufmerksam machte, das die Weisung von Polizeivorstand Neukomm aussage, dass nur Gruppen von Dealern und Junkies angehalten und kontrolliert würden, sagte der eine, dass ihn die Aussagen von Neukomm nichts angehen würden und er sich nicht um sie kümmere. Eine Minute später hielt ein Kastenwagen und A. wurde festgenommen. Auf der Hauptwache wurde sie mit der Bemerkung "Sie hören von uns" wenig später entlassen.
Am Montag, 20. Februar fotografierte A. an der Langstrasse eine Aktion der Kapo. Darauf rannte einer der Polizeibeamten über die Strasse und wollte ihr den Film abnehmen. Sie weigerte sich den Film rauszugeben. Darauf wurde sie von acht bis zehn Polizisten umzingelt. Polizisten versuchten A. zu fotografieren. Sie versteckte sich aber hinter ihrem Schal und machte die Beamten auf die Ungesetzlichkeit ihres Tuns aufmerksam. Schliesslich wurde sie in einen Kastenwagen geworfen. Darauf kam es zu einem Handgemenge. Als. A. mit einer Strafanzeige wegen Körperverletzung drohte, liessen sie von ihr ab und fuhren sie auf den Rathausposten. Dort wurden ihr Ausweis, Schlüssel und Brieftasche abgenommen. Den Fotoapparat gab A. nicht heraus. Nach 2 ½ Stunden wurde A. wieder freigelassen.

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