Bulletin Nr. 2; Februar 1995

Untersuchungskommission

Stadtpräsident für unabhängige Untersuchungskommission

An einer drogenpolitischen Diskussion der Gewerkschaft Bau und Industrie (GBI) am Mittwoch abend in Zürich wurde Stadtpräsident Josef Estermann und die städtische Drogenpolitik von Gewerkschaftern massiv kritisiert.

"Früher hatte ich Angst vor Dealern, getan haben sie mir allerdings nichts, jetzt kann ich nicht mehr auf die Strasse ohne von Polizisten kontrolliert zu werden" - so brachte es ein ausländischer Kollege auf den Punkt.
Zahlreiche BesucherInnen der Veranstaltung berichteten über Menschenrechtsverletzungen und entwürdigende Behandlung von kontrollierten Personen. Insbesondere die polizeiliche Praxis, alle "fremd" aussehenden Personen zu überprüfen rief Empörung hervor. Der Stadtpräsident gab denn auch zu, dass "Leute die aussehen, als kämen sie aus dem Maghreb" häufig kontrolliert würden. Die Praxis, Männer zur Kontrolle auf offener Strasse splitternackt auszuziehen, wurde von Estermann bestritten: "Das machen die heute nicht mehr".
Josef Estermann hatte Mühe, die Bedenken und Klagen über Übergriffe der Sicherheitsbehörden abzuwiegeln. Dass polizeiinterne Untersuchungen kaum etwas bringen, sei auch ihm klar. Die Polizeioffiziere könnten ja kein Interesse daran haben, die Polizei in einem schlechten Licht darzustellen. Deshalb sei er, Estermann, ein Befürworter einer unabhängigen, Polizei-externen Untersuchungsbehörde welche Vorwürfe über Misshandlungen durch Polizeibeamte abklären soll.
Im übrigen meinte Estermann, die Probleme mit der Kantonspolizei seien viel grösser als die mit der Stadtpolizei. Gespräche mit dem Kanton seien "im Gange".

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