Bulletin Nr.56; März 2008

Ausreise- und Minimalzentrum Valzeina

Terror im Alltag

Seit dem 13. Dezember wohnen abgewiesene Flüchtlinge im «Ausreise- und Minimalzentrum» im winzigen Bündner Bergdorf Valzeina. Viele Gemeindemitglieder hatten sich gegen das Zentrum, das 20 Minuten ausserhalb des abgelegenen Dorfes liegt, gewehrt: nicht mit rassistischen, sondern mit humanitären Argumenten. Genützt hat es nichts, Graubünden setzte sich durch.

Seit Flüchtlinge ausserhalb des Bündner Dorfs untergebracht sind, hilft der Verein Miteinander Valzeina den Betroffenen, wo er kann und informiert im Internet über die erbärmlichen Bedingungen, mit denen Graubünden die Unerwünschten loswerden will. Allein schon die Ernährung der Flüchtlinge spottet jeder Beschreibung. Auf www.vmv.ch ist zu lesen: «Zweimal pro Woche erhält jeder Bewohner seine Ration an Esswaren. Laut Kanton im Wert von Fr. 8.– pro Tag. Die Esswaren erhalten sie jeweils am Freitag und am Dienstag. Die Lebensmittel, die an einem Freitag einem Bewohner abgegeben wurden, sollten bis zum Dienstag reichen. Es waren dies: 1 Kilo Reis, 1 kleine Büchse Pelati, 1 kleine Büchse Champignons, 1 Liter Milch, 4 Kartoffeln, 3 Zwiebeln, 1 Knoblauch, 1 Pouletbein, 1 Wurst, 1 Salat. Ein anderes Mal gibt es eine Packung Teigwaren oder 1 Kilo Mehl, um das Brot zu backen, statt dem Reis.»
Doch die schikanöse Hausordnung (siehe augenauf-Bulletin 55/Dezember 2007) und die abgelegene Lage, die das «Zentrum» zu einem Gefängnis machen, scheinen nicht genug. Zentrumsleiter Ernst Wüst terrorisiert die Bewohner zusätzlich im Alltag. Die zurzeit acht Bewohner des Zentrums werden in zwei Zimmer zusammengepfercht. Die weiteren 14 (!) Zimmer des Gebäudes stehen leer und sind verschlossen. Das kleinere Zimmer misst 2,90 m x 4,90 m und ist mit vier Personen belegt, dies ergibt 3,5 Quadratmeter pro Person inkl. Bett. Dazu teilt Wüst nach Möglichkeit Menschen, die sich nicht mögen, in die gleichen Zimmer ein und gruppiert Nichtraucher zu Rauchern.

Sadismus eines kleinen Schweizer «Lageraufsehers»? Wohl eher die Strategie, Unerwünschten das Leben so schwer zu machen, dass sie von selbst gehen. Irgendwohin.

augenauf Zürich



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