Bulletin Nr.54; September 2007

Brand im Bässlergut

Im Würgegriff der Schweizer Behörden

Am Samstagnachmittag, 1. September, wird die Feuerwehr zum Ausschaffungsknast Bässlergut in Basel gerufen: In fünf Zellen ist gleichzeitig Feuer ausgebrochen. Die Revolte führt dazu, dass die Häftlinge zuerst in den Gefängnishof evakuiert und 18 von ihnen später ins Untersuchungsgefängnis Waaghof überführt werden. In den Medien beklagen sich die Sprecher der Staatsgewalt darüber, dass keiner verraten wolle, wer das Feuer gelegt habe.

«Die Haftbedingungen sind nicht gut»
Über das Warum steht erst drei Tage später etwas in der Zeitung: «Schlechte Haftbedingungen als mögliches Motiv» titelt die «Basler Zeitung» und zitiert Anni Lanz vom Solidaritätsnetz: «Die Haftbedingungen sind nicht gut.» Wegen des revidierten Ausländergesetzes können Menschen ohne die richtigen Papiere bis zu zwei Jahre in Ausschaffungshaft gesetzt werden. Schon die vormalige Dauer von neun Monaten brachte viele an den Rand der Verzweiflung. Die jetzt mögliche Verlängerung auf bis zu 24 Monate hinter Gittern – ohne das Geringste verbrochen zu haben – ist für die meisten eine kaum aushaltbare Perspektive. So ist in Solidaritätskreisen auch niemand ernsthaft verwundert, dass Ohnmacht und Zorn die Gefangenen nicht mehr länger nur schweigen und erdulden lassen. In dem immer wieder überbelegten Gefängnis ist die Stimmung seit Monaten angespannt.
Am Folgetag des Brandes ziehen rund 50 DemonstrantInnen vor das Bässlergut im Niemandsland zwischen der Schweiz und Deutschland, um den Gefangenen ihre Solidarität auszudrücken. Nach ein paar kleinen Beschädigungen freut sich die Polizei, dass sie kommen darf: Mit Hunden hetzt sie Leute durchs Naherholungsgebiet Lange Erlen, nimmt mindestens fünf Personen fest und kontrolliert etliche weitere.

Die «Brandleger» des Bässlerguts sitzen Tage später immer noch in Untersuchungshaft und verweigern die Aussage. Der Trakt, in dem es gebrannt hat, ist bis auf weiteres nicht «bewohnbar».

augenauf Basel



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