Bulletin Nr.54; September 2007

Brandbombenanschlag auf das Antifa-Festival in der Reitschule Bern

Berner Polizei auf dem rechten Auge blind

Am 4. August geht während eines Konzertes im Rahmen des Antifa-Festivals in der Berner Reitschule eine Brandbombe los. Wer sind die Drahtzieher dieses feigen Anschlags?

Vom 2. bis 5. August 2007 findet in der Reitschule Bern das zweite Antifaschistische Festival statt, welches mit an die 1500 BesucherInnen pro Abend als Erfolg bewertet werden kann!
Das Festival entgeht am 4. August kurz vor Mitternacht nur knapp einem Sabotageakt: Während ein Konzert in vollem Gang ist, entdecken die OrganisatorInnen einen verdächtigen Rucksack. Dieser ist mitten in der Menge neben dem Mischpult im zentralen Bereich der grossen Halle deponiert worden. Er wird durch einen seitlichen Notausgang vor die Tür gestellt, wo er kurz darauf detoniert. Da er sich glücklicherweise nicht mehr im Inneren der Halle befindet, kommen keine Menschen zu Schaden. In dem Rucksack sind mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllte Flaschen, die mittels einer Zündvorrichtung zur Explosion gebracht worden sind. Bei der Detonation zischt eine rund fünf Meter hohe Stichflamme mit einem Durchmesser von gegen 10 Metern in den Himmel. Die FestivalorganisatorInnen vermuten, dass der Anschlag aus der rechtsextremen Ecke kommt.
Die Halle wird sofort nach der Detonation evakuiert und die nachfolgenden Konzerte abgesagt. Dank der besonnenen Reaktion aller Beteiligten vor Ort verlassen die BesucherInnen die Halle ohne Panik. Kurz darauf wird die Feier auf dem Vorplatz der Reitschule fortgesetzt.

Ein «abgebrannter Rucksack»?
Eine Woche nach dem gefährlichen Bombenanschlag auf das Festival findet am Samstag, dem 11. August, eine Spontandemonstration statt. Das Festivalteam spricht von etwa 300 Teilnehmenden. Die Reaktion darauf ist durchwegs positiv: viele Personen bekunden ihre Solidarität mit Beifall, lesen die Flugblätter und hören für einmal auch den Reden zu, wie es in der Medienmitteilung auf der Homepage des Antifaschistischen Festivals heisst. Des Weiteren wird am 18. August der Gemeinderat von zehn Stadträtinnen befragt, warum die Berner Polizei in ihrer Medienmitteilung bloss von einem abgebrannten Rucksack spricht, was einmal mehr aufzeige, dass rechte Gewalt verharmlost werde.
Eine Rede an der Demonstration kommentiert den Anschlag mit folgenden Worten: «Ein Anschlag diesen Ausmasses auf linke Strukturen oder Anlässe ist in der Schweiz seit dem Jahr 1999, als das besetzte Haus ‹Solter-Polter› in Bern von Rechtsextremen beschossen wurde, nicht bekannt. Offenbar gibt es aber heute militante Neonazistrukturen, die über die erforderlichen Fähigkeiten und die notwendige Logistik zur Durchführung von Anschlägen dieser Qualität verfügen. Ereignisse wie diese zeigen in aller Deutlichkeit auf, wozu FaschistInnen bereit sind.»

Rechte Gewalt stoppen
«Der Anschlag auf das Antifa-Festival darf nicht als Bubenstreich abgetan werden, denn eine solche Tat bedarf der Vorbereitung und ist konkret darauf gerichtet, Menschen zu töten. Wenn ein solcher Brandsatz in einem geschlossenen Raum, in dem sich ca. 1500 Personen aufhalten, deponiert wird, kann nicht davon gesprochen werden, dass Tote einfach in Kauf genommen werden. In einem solchen Fall sind Tote Ziel und Zweck der Tat. Solche Vorgänge dürfen nicht totgeschwiegen oder verharmlost werden. Erst recht nicht von den Medien und der Polizei.
Täglich werden Menschen Opfer von rechter Gewalt. AusländerInnen und Andersdenkende werden angegriffen, Asylunterkünfte angezündet. Der Anschlag auf das Festival bildet zwar einen traurigen Höhepunkt, ist aber kein Einzelfall. Einer solchen Entwicklung muss dringend Einhalt geboten werden. Wir setzen heute nicht nur ein Zeichen gegen den Anschlag auf das Antifaschistische Festival in Bern, sondern gegen jegliche Form rechter Gewalt.»
            augenauf Bern
Weitere Infos: www.antifafestival.ch,

http://de.indymedia.org/2007/08/190967.shtml

augenauf Bern



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