Bulletin Nr.54; September 2007

Integration statt Ausgrenzung

Das Flüchtlingscafé «Refugees Welcome»

Nach den Mittagstischen für Flüchtlinge in St. Gallen und Winterthur existiert seit dem Frühjahr auch in Zürich ein vergleichbares Projekt. Eine Erfolgsgeschichte.

Es ist Mittag an einem Dienstag im August. An einem Tisch sitzt ein buddhistischer Mönch aus Burma, der sich mit einer Kurdin aus dem Iran unterhält. Sie essen eine Spezialität aus Sri Lanka, gekocht von K., einem Flüchtling aus Colombo. Auch die anderen Tische sind gut besetzt. Wie jeden Dienstag treffen sich Flüchtlinge, abgewiesene Asylsuchende, Interessierte und asylpolitisch Engagierte im Infoladen Kasama an der Militärstrasse in Zürich. Dort ist das Flüchtlingscafé «Refugees Welcome» untergebracht. Es stellt für alle ein warmes Mittagessen umsonst bereit (mit Kollekte). Angespornt von den Erfolgen mit Mittagstischen für Flüchtlinge in St. Gallen und Winterthur, lancierte dieses Frühjahr eine Gruppe von Leuten des antirassistischen Netzwerks in Zürich das Projekt. Es ist (noch) nicht selbsttragend. Finanziert wird es von der Gruppe augenauf Zürich, der auch viele der MacherInnen angehören.

Die Idee des Cafés ist simpel: Flüchtlinge kochen für Flüchtlinge Menschen, die von der Nothilfe leben müssen, erhalten hier ein Mittagessen und die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und auch einmal nach ihrem Geschmack zu kochen. Das Flüchtlingscafé hat sich schnell zum Begegnungsort für MigrantInnen, asylpolitisch Engagierte und SympathisantInnen gemausert. Ausserdem ist es eine inoffizielle Anlauf- und Beratungsstelle geworden. Können keine Lösungen für Probleme gefunden werden, ist das Café mit diversen Organisationen und Institutionen vernetzt.
Michi Stegmeier, einer der Verantwortlichen, erklärt: «Nebst dem Mittagessen geht es auch konkret darum, im Alltag direkt zu intervenieren und der Politik der Ausgrenzung und des Mürbemachens von Asylsuchenden etwas entgegenzustellen.» Zurzeit gibt es einen festen Kern von BetreiberInnen. Die Gruppe unterliegt allerdings oftmals Wechseln, da ihre Mitglieder anderen Jobs nachgehen und/ oder studieren. Schnell nach der Eröffnung des Cafés wurde aus der Gruppe der MigrantInnen der Wunsch laut, mitzuarbeiten. Schon bald kochten fast ausschliesslich Menschen mit migrantischem Hintergrund. Mehr und mehr werden sie auch direkt in der Kerngruppe eingebunden. Langfristig besteht die Idee, dass die Flüchtlinge das Café autonom führen. Die Reaktionen auf den Mittagstisch sind durchweg positiv – auch in der Nachbarschaft. Das Café wird durchschnittlich von etwa 30 bis 40 Personen besucht.

Gratis zu Mittag essen Mit dem Beginn der kälteren Jahreszeiten werden mehr Flüchtlinge erwartet. Die Kapazitäten sind nicht erschöpft, deshalb soll das Projekt noch weiteren MigrantInnen bekannt gemacht werden. Denjenigen, die von ausserhalb anreisen, wird das Zugticket bezahlt. Dies soll verhindern, dass interessierte Leute aus Kostengründen nicht am Mittagstisch teilnehmen können.
Im Gespräch mit den Flüchtlingen stellt sich heraus, dass für viele der soziale Kontakt – auch zu SchweizerInnen – am wichtigsten ist. Ausserdem sind viele Flüchtlinge froh, wenn sie selber aktiv werden können. Sie wollen ihren eigenen kulturellen Hintergrund einbringen und durch die Mitarbeit im Café ihren Alltag abwechslungsreich gestalten. Dass die Mahlzeit kostenlos ist, steht für die meisten eher im Hintergrund. Für die BetreiberInnen heisst dies wiederum, dass diejenigen Asylsuchenden, die von der Nothilfe leben und teilweise unter Mangelernährung leiden, noch nicht erreicht werden konnten. Es muss noch ein Weg gefunden werden, an diese Flüchtlinge mit prekärem Lebensstandard heranzukommen. augenauf Zürich

Spenden für das Flüchtlingscafé «Refugees Welcome» sind willkommen: Gruppe augenauf, 8026 Zürich, PC 80-700 000-8, Stichwort «Flüchtlingscafé».

augenauf Zürich



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