Bulletin Nr.53; Juni 2007

Bericht über einen Aufenthalt in Polizeigewahrsam

Beleidigungen und Einschüchterungen

Zeugenbericht von A.*, aufgezeichnet von augenauf Basel.

«Die Polizei verhaftete mich am 7. Mai 2007 kurz nach Mittag vor dem Hotel am Steinengraben, als die Räumung schon vorüber war. Ich hatte mit vielen anderen (SympathisantInnen, Schaulustige, JournalistInnen) am Strassenrand gestanden. Die Stimmung war gereizt. Auf massive verbale Rüpeleien eines Polizisten antwortete ich ebenso. Darum nahm mich die Polizei fest, wogegen ich mich spontan wehrte und entsprechend behandelt wurde. Sie zogen die Handschellen viel zu eng an, schleppten mich über den Boden ins bereits geräumte Hotel, drückten mich bäuchlings runter, mit dem Gesicht in den Bauschutt.
Nach etwa einer halben Stunde brachte man mich auf den Polizeiposten, wo mir gesagt wurde, ich hätte einen Polizeibeamten angegriffen und geschlagen. Mein vermeintliches «Opfer» stattete mir einen Besuch ab und sagte mir, ich hätte Glück gehabt: Wäre er zehn Jahre jünger gewesen, hätte er mir mein Gesicht so vermöbelt, dass es nicht wiederzuerkennen gewesen wäre.
Während ich wartete, beleidigte mich mein Bewacher wiederholt und machte auch Anstalten, mich zu treten. Nach einer Ganzkörperuntersuchung und weiterem Warten wurde ich gegen Abend ins Untersuchungsgefängnis Waaghof verlegt. Dort nahm die Polizei mir Finger- und Handabdrücke – jeweils in zweifacher Ausführung – und ich wurde fotografiert. Als der Beamte Wattestäbchen zückte, sagte ich, dass ich die Entnahme einer DNA-Probe verweigern würde, worauf er zwei Polizisten in Uniform kommen liess. Der eine von ihnen begann genüsslich, sich schwarze Lederhandschuhe anzuziehen. Da bekam ich Angst und willigte ein.

Eine Nacht im Knast
Die ganze Zeit über verlangte ich immer wieder, dass mein Ehemann über meine Verhaftung unterrichtet werde. Die Polizei reagiert nicht darauf, obwohl sie dazu verpflichtet ist, auf Wunsch Angehörige zu informieren. Auch sagte mir trotz wiederholtem Fragen niemand, was mit mir weiter geschehen würde.
So verbrachte ich die Nacht im Gefängnis. Die erste Einvernahme fand am Folgetag am frühen Nachmittag statt. Ich verwies auf diverse kleinere Verletzungen, die mir bei meiner Verhaftung am Tag zuvor zugefügt worden waren (Prellungen, Schürfungen, Hämatome), worauf mich der Untersuchungsbeamte anschrie. Die Befragung verlief sehr suggestiv. Wahrscheinlich wollte er mich einschüchtern; ich verweigerte die Aussage. Die Wände seines Büros waren mit zahlreichen Judoka-Diplomen und Fotos dekoriert, auf denen er in schwarz-rotem Gürtel abgebildet war.
Um vier Uhr nachmittags liess man mich endlich frei – nach 28 Stunden in Polizeigewahrsam.

            * Name der Redaktion bekannt

                         – und ebenfalls der Polizei, weshalb diese Schilderung umso mutiger ist.



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