Bulletin Nr. 47; Dezember 2005

Der Anti-Repressionstag in Basel

Zürcher Polizei schiesst Eigengoal

Die Staats- und Jugendanwaltschaften Zürich haben entschieden, gegen 406 der 427 im Bahnhof Altstetten verhafteten FCB-Fans keine Strafuntersuchung einzuleiten. Offen bleiben noch die Straf- und Entschädigungsverfahren gegen die Polizei sowie der Antrag auf Löschung der erhobenen Daten.
Fast ein Jahr nach der Massenverhaftung vom 5. Dezember 2004 kam der erfreuliche Entscheid der Züricher Strafverfolgungsbehörden, gegen die meisten Verhafteten kein Strafverfahren zu eröffnen und so dem Druck einer politischen Rechtfertigung der Polizeiaktion standzuhalten. Die von Rechtsanwältin Manuela Schiller im Namen von über 200 Verhafteten eingereichte Anzeige gegen die Polizei wegen diverser Straftatbestände (Amtsmissbrauch, Freiheitsberaubung, Nötigung, einfache und fahrlässige Körperverletzung, Tätlichkeit, Unterlassung der Nothilfe) ist noch in einem frühen Stadium, jedoch auf gutem Weg. Es werden noch etliche Schadenersatz- und Genugtuungsforderungen folgen. Die Affäre könnte sich also noch zu einem veritablen Eigengoal entwickeln.
Fast noch wesentlicher ist jedoch die Frage nach den erhobenen Daten, die nun gelöscht werden sollten. Die Stadtpolizei hat sich bisher geweigert, dies zu tun. Nun muss der Stadtrat darüber entscheiden. Hier haben wir ein gutes Beispiel der kommenden Hooligan-Datenbank: Strafrechtlich sind die Betroffenen unschuldig, die Polizei hat sie jedoch schon im Sommer als gewaltbereit gebrandmarkt: «346 von ihnen müssten aufgrund profunder Szenenkenntnisse der Hooligan-Spezialisten der Polizeikorps von Basel und Zürich zum Kreis der erlebnis- und gewaltorientierten Fans gezählt werden.» Falls sich herausstellen sollte, dass die entsprechenden Daten schon an andere Stellen im In- und Ausland weitergegeben worden sind, ist dies kaum mehr zu korrigieren: Faktisch gilt dann das Verdikt der Stadtpolizei, nicht der Entscheid von StaatsanwältInnen und Richtern. Wie weit eine Korrektur und Löschung der Daten möglich ist, wird sich weisen. Bisher zeigt sich die Stadtpolizei uneinsichtig und renitent.

Denn dien si d Fans vom FC Basel schyganiere und glaini Kinder gfesslet uf e Poschte fiere. Mir kennte wirgglig uf so bleedi Värs verzichte und mechte ändlig ebbis Gschejts us Ziiri brichte. (Gasladäre an der Fasnacht 2005)


augenauf Zürich

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Zurück zum Archiv

URL dieser Seite