Bulletin Nr. 39; Oktober 2003

Die Polizei zur Hilfe gerufen - verhaftet
Nach dem Fussballspiel FC Basel-FC Aarau (9. August 2003) wurden zwei Studenten im Tram von Hooligans bedrängt. Während die Schläger einem der Opfer eine blutige Nase verpassten, gelang es seinem Bruder, über Handy die Notfallzentrale der Basler Polizei anzurufen. Sie sollten am Karl-Barth-Platz aussteigen, empfahl ihnen die Polizei, dort würde ein Einsatzwagen warten. Als die beiden, verfolgt von den Hooligans, am angegebenen Ort aus dem Tram flüchteten, stand da tatsächlich ein Polizei-Kastenwagen am Strassenrand. Verzweifelt versuchten die Studenten, die Aufmerksamkeit der Beamten auf die Hooligans zu lenken, mit dem Erfolg, dass sie nun auch noch von den «Freunden und Helfern» angegriffen wurden: ohne sichtbaren Anlass stürzten sich mehrere Grenadiere auf die Brüder, rissen sie zu Boden, würgten sie, fesselten sie, zerrten sie an den Haaren wieder hoch, stellten sie mit gespreizten Beinen und an die Mauer gepresstem Gesicht für fünf Minuten an eine Wand und verluden sie anschliessend unsanft in zwei Autos. Der Versuch eines verbalen Protestes wurde mit der Androhung einer Anzeige wegen Diensterschwerung unterbunden. Weder die Frage nach dem Grund der Festnahme noch diejenige nach den Namen der beteiligten Beamten wurden beantwortet. Dafür mussten sich die Brüder Ausdrücke wie «Wichser» oder «Depp» anhören. Auf dem Posten folgten ein Striptease, ein Alkoholtest und ein Zellenaufenthalt, bis schliesslich klar wurde, dass es sich um Opfer und nicht um Täter handelte. Ohne Entschuldigung wurden sie entlassen. In einer Stellungnahme schob die Basler Polizei die Schuld dann wieder auf die Malträtierten: Es habe sich um zwei «stark alkoholisierte» randalierende Jugendliche gehandelt, welche auf die Ordnungshüter «eingelärmt» und sie «an der Wegfahrt gehindert» hätten, worauf sie zwecks Ausnüchterung auf den Posten mitgenommen worden seien. Auch in diesem Fall meldeten sich nach der Publikation in der Presse Zeugen, welche die Version der Opfer bestätigten.

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