Tele Basel / 7vor7gesendet am: 8.03.2002


Studiosprecher: «Die Basler Organisation 'augenauf' prangert die unmenschlichen Verhältnisse im Asylheim von Münchenstein an. Die Unterbringung von 40 Männern in einer Halle mit nur zwei Plumpsklos sei menschenverachtend, kritisiert sie. Nachdem der Münchensteiner Gemeindepräsident Walter Bangart den Zugang zum angeschossenen Heim verwehrt hatte, sind heute die Türen für die TeleBasel-Kamera doch noch aufgegangen.»

[ Kamera-Einstellung: Heim, Schlafzimmer ]

Sprecher TeleBasel: «40 asylsuchende Männer sind hier untergebracht, 12 Betten stehen in jedem Raum, abgetrennt sind die Räume nur durch eine dünne Bretterwand, oben offen»

[ Bewohner ]

Bewohner: Schaut nur, 10 Personen schlafen hier in einem Zimmer, das ist nicht gut.

Sprecher TeleBasel: Dieser Mann aus Kurdistan ist jedoch nicht alleine mit seiner Kritik.

[ Kamera-Einstellung: Heim, Klo ]

G.B. (augenauf): Hier im speziellen sind es die prekären sanitären Einrichtungen, sowie dass kein Luftabzug vorhanden ist. Für 40 erwachsene Männer stehen maximal zei Plumsklos zur Verfügung - zwei weitere sind defekt. Dazu kommen die absolut prekären engen Platzverhältnisse.

R. Probst (Heimleiter): Man hat sich vor sieben, acht Jahren, bei der letzten Sanierung der WC-Anlagen für diese Lösung entschieden, weil dieser WC-Typ der Mentalität der Leute entspricht. Wir hatten vorher die normalen Sitz-WC's,- die Leute sind einfach draufgestanden und haben alles besudelt. Die jetzige Lösung hat sich eigentlich als ideal erwiesen.

[ Kamera-Einstellung: Heim, Schlafraum ]

R. Probst: Es ist für 12 Personen eingerichtet, im Moment sind in diesem Zimmer aber nur vielleicht etwa sechs Personen. Man sieht es an der Belegung der Betten - der Rest schläft auswärts.

[ Kamera-Einstellung: Heim, Aussenansicht ]

Sprecher TeleBasel: Von 40 Asylanten aus 17 Nationen schlafen nur etwa 15 im Heim. Die anderen ziehen eine private Unterkunft vor. Seit 1987 werden in diesem Gebäude mit angrenzendem Dusch- und WC-Container Asylanten betreut. Erst im Auftrag des Kantons,- jetzt ist die Gemeinde zuständig.

Beatrice Grieder (Gemeindeverwalterin Münchenstein): Wir haben uns beim Kanton erkundigt, ob wir unterdurchschnittlich seien und haben den Bescheid erhalten, dass dem nicht so sei. Wir würden dem Standard entsprechen

[ Kamera-Einstellung: Büro R. Schaffner ]

Sprecher TeleBasel: Der Leiter des Sozialamtes, Ruedi Schaffner, kennt das Heim in Münchenstein jedoch nicht.

R. Schaffner: Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier und ich weiss nicht, was vorher gewesen ist. Der Kanton hat in den letzten zwei Jahren kein Heim selbst betrieben.

[ Kamera-Einstellung: Heim, Waschraum ]

Sprecher TeleBasel: Der private Betreiber, Roland Probst, hat den Sanierungsbedarf des Heims bei der Gemeinde schon mehrfach gemeldet. Anpassungen wurden auch schon vorgenommen, weiterhelfen soll nun aber das neue Sozialhilfegesetz.

[ Kamera-Einstellung: Büro R. Schaffner ]

R. Schaffner: Man ist daran, auch mit anderen Heimen, Standards aufzustellen im Bezug auf Bauten, Räume, Feuerpolizei und allem was damit zusammenhängt. Und es soll auch definiert werden, wieviele Leute in wie grossen Räumen wohnen können.

[ Kamera-Einstellung: Heim, Aussenaufnahme ]

Sprecher TeleBasel: Innerhalb der nächsten sechs Monate sollen nun alle Heime im Baselbiet überprüft werden. Auch bei der Gemeinde selbst hat man aufgrund medienwirksamer Kampagnen von 'augenauf' den Handlungsbedarf erkannt.

B. Grieder: B. Grieder: Wir haben der Sozialhilfebehörde den Auftrag erteilt, sich dies alles anzusehen und dem Gemeinderat Bericht zu erstatten. Dies betrifft auch das weitere Vorgehen, also .. Sanitäres, Containersanierung etc.

[ Kamera-Einstellung: Heim, Aufenthaltsraum mit Bewohnern ]

Sprecher TeleBasel: Ein Entscheid ist jedoch noch nicht gefällt. Die heutigen Bewohner werden allerdings nicht mehr in den Genuss des möglicherweise neuen Komfort kommen, denn innerhalb der nächsten Monate bekommen sie ihren Entscheid zur definitiven Unterbringung oder zur Rückweisung ins Heimatland.

(Originalbericht in Basler Dialekt, Länge: 3 min)