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  Das Gewaltmonopol in der Praxis
Polizeianzeigen und Propaganda
Glaub keiner Statistik ...
Sept. 2003
 

Anfang August machte eine Information aus Polizeikreisen in Schweizer Medien die Runde. Es ging um die Behauptung, dass Gewalt und Drohungen gegen Polizeibeamte sich innert Jahresfrist verdoppelt hätten. Die allermeisten Zeitungen verbreiteten die Verlautbarung prominent und unhinterfragt.
Der Tenor: Betroffenheit und Bedauern mit den ach so armen Staatsdienern.

Aber: Was sind die Hintergründe dieser Meldung?
Sie basiert auf der Anzahl Anzeigen. Und wer zeigt solche Delikte an? Ausschliesslich die bedauernswerten Staatsdiener! Das heisst, wenn sich die Polizei wegen ihres immer harscher kritisierten, harten und unkorrekten Auftretens in der Defensive sieht, produziert sie flugs mehr Anzeigen. Schon hat sie den Beweis für die Brutalisierung gegenüber dem Polizeiapparat und die Rechtfertigung für das eigene Schrauben an der Repressions-Spirale.

 

Wenn schon irgendwelche Aussagen über Gewalt und Drohungen gegen Polizeibeamte gemacht werden sollen, wären die Verurteilungen durch die Gerichte als Vergleichsgrösse heranzuziehen und nicht bloss die Anzeigen.

augenauf stellt in der täglichen Arbeit fest, dass die Brutalisierung nicht auf Seiten der Verdächtigten und möglichen Delinquenten zugenommen hat, sondern dass das Problem im Vorgehen und der Strategie des Repressionsapparates des Staates liegt. Während man gegenüber Wirtschaftskriminellen weiterhin mit Samthandschuhen vorgeht, werden bei Personenkontrollen oder im so genannten Ordnungsdienst elementarste Menschenrechte missachtet. Der höfliche und korrekte Umgang mit der Bevölkerung ist ausser Mode geraten. Die Polizei sieht sich zunehmend in der Rolle des harten, bestrafenden Lehrmeisters der Nation.

Zudem wird jede Beschwerde oder Anzeige gegen die Polizei umgehend mit einer Gegenanzeige beantwortet. Aus diesem Umstand dann zu schliessen, dass die armen PolizistInnen immer stärker einer Verrohung der Sitten ausgesetzt seien, erinnert stark an die Katze, die sich in den Schwanz beisst.

Und wenn wir schon bei den Sprichwörtern sind - vielleicht sollten sich die Polizeikommandanten und Polizeidirektoren mal an die Redewendung von «wie man in den Wald ruft, tönt es zurück» erinnern.