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Ausschaffungshaft Solothurn

Diverse Texte:
Interview mit einem Insassen des Ausschaffungsgefängnisses Solothurn


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  Kannst du uns beschreiben, wie Dein Tagesablauf im Ausschaffungsgefängnis ausgesehen hat?

Um 6.00 Uhr gab es Frühstück. Kaffee (ohne Zucker., den Zucker muss man kaufen und Geld hatte ich keines), eine Scheibe Brot, Konfitüre, etwas Butter.
Um 6.30 Uhr wurde das Tablett wieder abgeholt. Ich habe im Fernsehen Nachrichten geschaut und dann noch etwas geschlafen bis ca. 10. 00 Uhr.
Um 10.00 Uhr habe ich mich gewaschen, dann wieder TV geschaut. Es gab dort nichts. Nichts zu tun, auch keine Zigaretten – für die fehlte mir das Geld - nichts.
Um 11.30 Uhr kam das Mittagessen, um 12.00 Uhr haben sie das Tablett wieder geholt. Ich habe den Tisch geputzt und dann wieder ferngesehen. Es gab ja nichts anderes zu tun.
Um 14.00 Uhr, manchmal auch erst um 14.30 Uhr oder um 15.00 Uhr haben sie die Zellentür geöffnet. Dann bin ich raus und konnte mich mit den anderen Gefangenen treffen. Manchmal konnten wir aber nur im Gang spazieren oder in einem Raum, manchmal liess man uns auch auf den Hof.
Um 17.00 Uhr wurden die Zellen wieder geschlossen und um 18.00 Uhr gab es Nachtessen.
Dann, um 18.30 Uhr haben sie das Tablett wieder geholt, ich habe den Tisch geputzt und dann bis Mitternacht oder länger, bis 2.00 Uhr ferngesehen. Dann habe ich geschlafen.


Es gab nichts zu tun, keine Arbeit, keinen Sport, keine Bibliothek... das ging bei mir drei Monate lang so... ich hatte, da ich nicht arbeiten konnte, auch kein Geld, z.Bsp. für Zigaretten, Shampoo, Zucker.
Zum Glück gab es wenigstens den Fernseher, ohne wäre es die reinste Katastrophe gewesen..
Einmal haben sie mich einfach zwei Tage in der Zelle gelassen ohne die Tür zu öffnen.
Wenn wir reklamiert haben, hat man uns gesagt «das ist halt so, das hier ist ein Gefängnis und kein Hotel». Das ist aber nicht richtig, auch im Gefängnis gibt es Regeln.
Sie haben uns wie Kriminelle behandelt, genauer gesagt, schlimmer als Kriminelle. Diese haben wenigstens die Möglichkeit, im Gefängnis zu arbeiten.

  Wie erklärst Du dir diese Zustände?

Ich weiss auch nicht, vielleicht verlangt jemand, dass das so gemacht wird. Oder sie wollen uns Ausländer abschrecken. Aber damit machen sie einen grossen Fehler. Wenn jemand so behandelt wurde und dann wieder rauskommt, wird er Probleme machen, weil er sich sagt, man hat mich hier dermassen schlecht behandelt...

Es gab zwei Personen, die aus dem Gefängnis entkommen sind. Vielleicht waren sie auch deshalb wütend auf uns. Es ist aber die Aufgabe der Wärter, die Leute zu bewachen. Wenn jemand abhaut, dann sollen sie auf die Wärter wütend sein und nicht auf uns.

  Was hast Du Dir über die Schweiz gedacht, als Du hierher gekommen bist?

Ich dachte, dass hier Menschen, die in ihrer Heimat in Gefahr sind, geschützt werden. Ich habe nicht gedacht, dass die Schweiz die Leute zurück in den Tod schickt.

  Hat sich Dein Bild der Schweiz geändert?

Das hat sich sehr geändert, vor allem hier in Solothurn. Der Kanton ist sehr, sehr hart gegenüber den Asylsuchenden. Wir haben fast kein Geld, können auch kaum arbeiten und sehen die anderen Menschen hier, die alles haben.
Wenn nun z.B. ein junger Mann immer sieht, wie die anderen neue Kleider und gutes Essen haben, er aber hat keine Möglichkeiten, dann wird er irgendwann sich etwas stehlen..und dann sagen die Leute «Klar, die Asylsuchenden, das sind halt Diebe».
Hier im Kanton scheint mir die Regierung nicht besser, als bei uns zuhause...

Seitenanfang Das Interview wurde im März 2001 geführt

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