zurück Uebersicht zum 1. Mai ArchivArchiv augenauf

augenauf am 1. Mai 2003

Vorsicht! Bissiger Hund!

Dass es schlussendlich doch noch zu unfriedlichen Szenen kam, war der Verdienst einiger bereits am Claraplatz in Erscheinung getretenen Glatzköpfe, welche sich inzwischen in der Steinenvorstadt besammelt hatten. Ihr Bemühen um Provokation wurde von Erfolg gekrönt, als sie sich eine Friedensfahne schnappten und diese genüsslich zerstörten. Dies führte zu einem heftigen Disput mit einigen ausländischen Jugendlichen.

Als die Kunde von diesem Zwischenfall zum Barfi durchdrang, liessen mehrere engagierte Festbesucher ihr Bier (oder Mecca-Cola) stehen und eilten zum Ort des Geschehens.

Auch die Polizei war blitzartig mit Grenadieren und Hundeführern zur Stelle, um ein Auswachsen der Rangelei zu verhindern und um den Zugang zur Steinenvorstadt abzuriegeln. Ein an der Auseinandersetzung unbeteiligter Passant, dessen Hose vieleicht etwas zu verlockend nach Bratwürsten roch, kam hier einem Polizeihund etwas zu nahe,- das offensichtlich sehr nervöse Tier schnappte zu und wollte seine Beute trotz guten Zuredens seines Herrchens nicht mehr los lassen. Ein weiterer Passant und der Hundführer versuchten mit vereinten Kräften, dem Tier die Kiefer zu öffnen. Erst als ein weiterer Mann hinzukam und dem Hund einige gezielte Schläge auf die Nase versetzte, liess sich das angebissene Bein befreien. Das Opfer wurde von der Sanität auf die Notfallstation gebracht.

augenauf Communiqué
 
 

Vor dem Polizeiriegel am Eingang der Steinen stieg der Emotionspegel. Besonders für Unmut sorgte die Feststellung, dass die Polizei zwar vier Demoteilnehmende festnahm, die rechtsgerichteten Skins jedoch offenbar unbehelligt liess. Als Sprechchöre erklangen und die ersten Bierdosen gegen die Grenadiere flogen, tat die Einsatzleitung das einzig Richtige um die Situation zu beruhigen: Sie ordnete den Rückzug an.

Etwas später formierte sich ein kleiner Demozug zum Untersuchungsgefängnis Waaghof,- etwa 100 Leute forderten die Freilassung der Festgenommenen. Die Spontandemo löste sich ohne Zwischenfälle auf, als die Polizei bekannt gab, die Forderung sei bereits erfüllt (was sich im Nachhinein als Lüge herausstellte).

 
 
Mediale Bilanz

Die Medien vermeldeten den Zwischenfall, allerdings gespickt mit mehr oder weniger Fehlinformationen: aus einer kleinen Rangelei wurde je nach Blatt eine "Auseinandersetzung", ein "Tumult" oder gar eine "Massenschlägerei" und aus dem gebissenen Passanten ein "Randalierer" ...

Mediales
 
 

Das PMD berichtete von einem verletzten Beamten, dem angeblich ein "Chaot" eine "Flasche mitten ins Gesicht" geschlagen, bzw. "über den Kopf gezogen" haben soll (von den vor Ort anwesenden Demoteilnehmenden hatte jedoch niemand einen solchen Vorfall beobachtet. Auf der Notfallstation wurde lediglich ein Polizist mit verletztem Daumen gesichtet).